Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 7 von 38

Wie man einen Flughafen baut…

Michael Kerkloh, Wolfgang Stock

Von meinen ehemaligen Studien- oder Arbeitskollegen ist Michael Kerkloh derjenige, der es beruflich am weitesten gebracht hat. Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH steht auf seiner Visitenkarte. Oberster Chef des zweitgrößten Airports Deutschlands, in Europa die Nummer 7. Gut 35 Millionen Passagiere pro Jahr. Das nenne ich eine Erfolgsstory.

Dabei war das Erdinger Moos bei den Münchnern zunächst umstritten. Als ich das erste Mal den neuen Flughafen anflog, sah ich, dass erboste Bauern mit ihren Treckern ein riesiges NO in die angrenzenden Getreidefelder eingeschnitten hatten.

Doch die Proteste stellten sich – wie so oft im satten München – als kurzsichtig heraus. Oft bin ich in den 80ern von München-Riem aus geflogen, und mir ist noch gut in Erinnerung, wie dieser kleine und altersschwache Airport unter seiner Last ächzte. Aber die bayerische Staatsregierung hat – gegen lauten Protest – den neuen Flughafen MUC – Franz-Josef Strauß durchgesetzt.

Im Frühjahr 1992 wurde

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Lima, vom Erdbeben durchrüttelt

Dies ist ein Auszug aus dem Buch von Wolfgang Stock Schneefall in den Tropen:

Lima/Peru, 1978

Zwei Stunden nach Mitternacht bebt die Erde. Die Wände wackeln, das Geschirr klappert, mein Bett zittert. Lima liegt genau in der Andreasspalte und in schöner Regelmäßigkeit brodelt es unter der Pazifikplatte, so dass es die Küsteneinwohner jedes mal gehörig durchrüttelt.

Die Regierungen von der Firma ‚Schmier & Raff‘ haben über die Jahrzehnte hinweg dieses mineralienreiche und schöne Land an den Abgrund gewirtschaftet. Die Löhne sind mickrig, die Lebensmittel teuer und die Arbeit ist knapp. In den Geschäften findet sich kein Zucker, wenig Fleisch, keine Milch, kaum Eier. Des öfteren wird morgens das Leitungswasser abgestellt. Auch die Mittelklasse bekommt die Krise zu spüren.

In der Nacht hängen Terroristen tote Hunde mit den Hinterpfoten an Laternenpfähle auf und stecken ihnen ein paar Stangen Dynamit ins Maul. Ihr seid die nächsten, die wir auf Bäume und Pfähle knüpfen und euer Leben ist uns nicht mehr wert als das eines räudigen Köters – mit dieser Botschaft wollen die Terroristen die Bürger aus den wohlhabenden Stadtvierteln in Angst und Schrecken versetzen.

Auch erblickt man um Mitternacht bisweilen auf den fernen Hügeln

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Michail Gorbatschow, der überrumpelte Wohltäter

Berlin, den 16. November 2009;
Photo by W. Stock

Bevor Michail Gorbatschow Reklame für Louis-Vuitton-Taschen machte, war er von 1985 bis 1991 Generalsekretär der kommunistischen Partei der Sowjetunion. Unter ihm endete die Sowjetrepublik und  bildete sich das geeinte Deutschland heraus. Gerade die Einheit Deutschlands, sie stand Ende der 80er Jahre sicherlich nicht im Fünf-Jahres-Plan der sowjetischen Supermacht.

Doch politisch waren Gorbatschow und sein Land in jenen Tagen Getriebene. Die Sowjetunion befand sich in Agonie, die Wirtschaft steuerte dem Staatsbankrott zu, die Föderation stand kurz vor dem Zerfall, die KPdSU war verhasst, die Betriebe von Streiks überzogen.

Gorbatschow war von der Entwicklung in Ost-Berlin überrascht, wenn nicht überrumpelt worden. „Gorbatschow meint, dass du zu eilig vorgehst“, informiert US-Präsident George Bush im Dezember 1989 den deutschen Kanzler Helmut Kohl. Der antwortet: „Ich habe Gorbatschow gesagt, dass es nicht in meinem Interesse ist, die Dinge außer Kontrolle geraten zu lassen.“

Nach all den alten, doktrinären Führern à la Andropow oder Tschernenko trat der junge Gorbatschow als Reformer auf. Vom Wesen jedoch eher ein Zauderer fand sich der damals Mittfünfziger plötzlich in der Rolle eines politischen Konkursverwalters. Das Land war pleite, die Ideologie am Ende, das ganze kommunistische Geschwafel entzaubert.

Aus russischer Perspektive war er

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Gottfried Heller, zerbricht der Euro?

Gottfried Heller

Gottfried Heller, München, Mitte Juni 2013

Schwertfisch auf mediterranem Gemüse. Es mundet. Der Aktien-Altmeister Gottfried Heller besitzt einen wachen Geist und erfreut mit klarer Analyse.

Als elder statesman der Börse sieht er über den Tellerrand und kann die Ereignisse, über die Tagesaktualität hinweg, einordnen. Die köstliche Nachspeise – Aprikosen-Panna Cotta und Himbeer-Sorbet – wird uns fast vermiest durch unser Gesprächsthema.

Stock: Der Euro macht ja seit Jahren große Sorge.

Heller: Der Euro besitzt von Anfang an einen riesigen Konstruktionsfehler.

Stock: Wohl wahr, er ist eigentlich ein politisches Projekt gewesen – und kein wirtschaftliches.

Heller: Schlimmer noch, alle wirtschaftlichen Daten wurden bewußt ignoriert. Man hat hier gänzlich unterschiedliche Kandidaten in ein Korsett gezwängt. Länder, die nicht zusammen passen. Von der Voraussetzung, von der Mentalität, von der Leistungskraft.

Stock: Es wurde ja kräftig geschummelt…

Heller: Wobei zum Schummeln immer

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The Economist: 1+1=1

EconomistPreismodell

als Werbebeilage gefunden,
im Juni 2013

Ich mag The Economist, bin seit vielen Jahren abonniert und genieße die tiefgründige, genaue und oft freche Beobachtungen des Londoner Wochenmagazins. Es ist dies eines der besten und wohl auch erfolgreichsten Magazine der Welt. Doch ein schüchternes Wort des Widerspruchs muss erlaubt sein.

Ich verstehe das Preismodell des Economist nicht. Man bietet mir an – im Quartalsbezug – die Printausgabe zu 12 Euro. Bestellt man das E-Paper, so sind ebenfalls 12 Euro fällig. So weit, so gut. Auch wenn ich der Meinung bin, die elektronische Version dürfte schon ein wenig preiswerter sein. Denn es wäre anständig, wenn der Verlag einen Teil der gesparten Druck- und Vertriebskosten an den Kunden weitergäbe. Aber, Inhalt ist Inhalt, einen gleichen Preis kann man vertreten.

Nun allerdings kommt etwas, was ich nicht verstehe. Bezieht man

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Wie geht’s den Medien in den USA?

Ein paar Tage an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Wie immer spannend und inspirierend. Wie geht es den Zeitungen und Zeitschriften in den USA? Ist Print tot? Wie wird das Internet genutzt? Nachfolgend einige subjektive Beobachtungen zur Mediennutzung:

1. Smartphone, Smartphone, über alles. Jeder hat eines, und ein jeder schreibt, liest, spielt damit, zu jeder Zeit und überall. Das Smartphone ist die dominante Konstante im Leben des modernen Amerikaners. Die kleinen Wunderdinge werden angehimmelt. Mobile ist das Zauberwort, Apple und Samsung heißen die neuen Götzen.

El TiemoLatino

Washington, Ende Mai 2013;
Photo by W. Stock

2. Latino-Power, auch in den Medien. Jede Großstadt besitzt mittlerweile ein, zwei Tageszeitungen auf Spanisch. Dazu spanischsprachige Fernsehsender, hispanische Radiostationen. An allen Ecken hört man Spanisch. Ohne die Latinos würde die Dienstleistungs-Industrie der USA wohl zusammenbrechen. Auch politisch wächst der Einfluß der Hispanics. Großes Thema: das neue Einwanderungsgesetz und die Legalisierung der illegal Eingewanderten.

3. TV – nach wie vor unerträglich. Die Fernsehsendungen werden immer kürzer getaktet und immer stärker emotional aufgeladen. Die Nachrichten: Bumm, bumm, bumm. Zugunglücke, Tornados, Morde, Gerichtsprozesse, Krankheiten, Schönheitswettbewerbe. Dazwischen Werbe-Stakkato. Das Medium TV grenzt an Körperverletzung.

4. Tageszeitungen. Tot? Nicht ganz, aber

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Free, Free, Free – jetzt auch die Zeitung

freepress

Washington D.C., Ende Mai 2013;
Photo by W. Stock

Ein Abstecher nach Washington D.C. The Capital of the Free World, wie ich so schön lese. Die Hauptstadt der freien Welt. In der Tat, so ist das.

Der mächtigste Mann der Welt sitzt hier in einem Weißen Haus. Der Senat, das Kapitol, das FBI – hier in Washington bewegt sich einiges und hier wird etwas bewegt. Ein gefundenes Fressen für die Nachrichten und die Berichterstattung, will man meinen. Doch weit gefehlt.

Die Presse in der Regierungsstadt der USA gibt ein ziemlich trauriges Bild ab. Dort wo früher an den Straßenecken die Kioske standen, an denen die Washington Post oder die New York Times den Verkäufern aus den Händen gerissen wurden, da stehen heute nur noch die stummen Verkäufer und bieten in ihren Metallboxen Gedrucktes an. Doch – und dies ist ein weiterer Tiefschlag – das allermeiste wird für lau verschleudert. FREE steht riesig auf den Blechkasten und die Zeitungen kann man sich einfach aus der Box nehmen, sie werden verschenkt.

Doch selbst Traditionszeitungen wie die Washington Post oder USA Today werden für

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Rosa Mexicano für den Gaumen

RosaMexicano

Washington D.C., Ende Mai 2013;
Photo by W. Stock

Da muss einer nicht unbedingt nach Mexiko fliegen, um erstklassige mexikanische Küche zu entdecken. Auch in den USA haben die Einwanderer aus dem Süden die scharfen und schweren Speisen Mexikos den Gringos nahegebracht.

Ein Geheimtipp ist Rosa Mexicano, eine Kette, die zwischen New York und San Francisco, in über einem Dutzend Restaurants hochwertige mexikanische Küche zelebriert. In Washington D.C. ist Rosa Mexicano im Penn Quarter, an der 7th Street, nur einen Häuserblock südlich von Chinatown.

Die Spezialität des Hauses ist die am Tisch flink zubereitete Guacamole. Die Guacamole en Molcajete wird vom Koch vor den Augen des Gastes aus den Zutaten frisch angemacht. Die Avocado wird geteilt, in der Schüssel zerstampft, mit Tomatenstückchen, Zwiebelwürfel und würzigem Cilantro, dem mexikanischen Koriander, angereichert und dann

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Was die Eurokrise wirklich ist…

Tabasco

Photo by W. Stock

Wenn man einen Ausweg aus der Eurokrise aufzeigen will, muss man zuerst genau analysieren, welche Art von Krise wir im Euroraum eigentlich vorfinden. Zunächst haben wir es mit zwei unterschiedlichen Krisenfeldern zu tun:

1. Krise wegen der verschuldeten Haushalte. Seit Jahren und Jahrzehnten halten wir die Binnenkonjunktur mit wachsender Neuverschuldung am Laufen. Mittlerweile hat die Verschuldung der nationalen Haushalte jedoch ein Ausmass angenommen, das der Markt nicht mehr zu akzeptieren bereit ist. Die Kreditgeber hegen zudem Zweifel, abstrakt und konkret, an der Tilgung dieses riesigen Schuldenberges.

2. Krise wegen der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit. Europa, müde und bequem, hat dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Auf den Weltmärkten, als auch in der Binnenwirtschaft. Die Stichworte sind schnell aufgezählt: steigende Lohnstückkosten, geringe Arbeitszeiten bei hohen Löhnen, Überregulierung der Arbeitsmärkte, zu hohe Steuern, viel zu hohe Sozialabgaben, zu expansive und zum Teil unproduktive Sozialausgaben. Die Löhne sind, insbesondere in den südlichen Peripherieländern, der Produktivität enteilt.

Beide Krisenfelder haben miteinander zu tun, sie

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New York lässt sich nicht in die Knie zwingen

Photo by W. Stock

Man hat diese Stadt schon oft abgeschrieben und auch die Journaille hat sie mehr als einmal nieder gemacht. Was hat man nicht alles hören und lesen müssen! Die Stadt sei verdreckt, sie sei schmuddelig, korrupt, zugemüllt, ein Moloch, eigentlich unregierbar.

All das Lamento hat sich als Lug und Trug herausgestellt. Heute ist New York springlebendig, fröhlich, ja geradezu heiter, und vor allem optimistisch. In diesen Tagen scheint mir die Stadt so vital wie nie, den Blick nach vorne und doch mit beiden Beinen in der Gegenwart.

Das liederliche Image von einst verbesserte sich peu à peu. Manhattan ist heute sicher und die Spitzbuben sind verschwunden. Auch ist New York so sauber wie in keinem Jahr zuvor. Selbst den Rauchern ist das Vor-die-Tür-Gehen mittlerweile zu blöd und so ist New York fast frei vom blauen Dunst.

Hier in dieser Stadt werden

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