Reisen & Begegnungen

Kategorie: Denker Seite 5 von 7

Henry Kissinger: Die Macht verschiebt sich vom Atlantik zum Pazifik

Photo by W. Stock

Berlin, den 17. November 2011

Eine kurze, aber prägnante Rede von Henry Kissinger gestern Abend auf der Publishers‘ Night des VDZ. Die eine oder andere unangenehme Wahrheit sagte der von den Nazis vertriebene Heinz Alfred Kissinger aus Fürth seinen Zuhörern denn auch auf Deutsch.

Zunächst machte der ehemalige amerikanische Außenminister deutlich, wie brüchig es um das europäische Haus bestellt ist. Der Grundwiderspruch unserer Tage: Die Wirtschaft funktioniere heute nach globalen Regeln, während der Westen noch in den Denkmustern der Nationalstaaten verharre. Die EU sei ein technokratischer Torso.

Dies gehe einher mit einem Souveränitätsverlust der Staaten und der Politik. Deshalb seien andere davon gezogen, es mache keinen Sinn, sich über die Spielregeln zu beschweren. Die Gewinner des Wettbewerbes amüsiere dies nur.

Der Friedensnobelpreisträger von 1973 wies auf den Paradigmenwechsel hin: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei es um Sicherheit gegangen, hochgerüstete Weltmächte standen sich damals gegenüber.

Heute gebe es glücklicherweise kein Feindbild mehr. Die Herausforderung liege auf wirtschaftlichen Gebiet. Nun komme es darauf an, die Globalisierung zu einem

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Art Laffer und seine buckelige Kurve

Die 80er Jahre waren das Jahrzehnt der Monetaristen und Neoliberalen. Deren Credo lautete kurz gefasst: Der gierige Staat sollte sich das der Wirtschaft heraushalten. Gefräßig zeigte sich der damalige Staat besonders bei den Steuersätzen. Spitzensteuersätze über 50 Prozent waren nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.

Lehrmeinung der Politikermeinung bis hinein in die 80er Jahre war: je höher ein Steuersatz, desto höher auch das Steueraufkommen. Der Steuerertrag der Einkommensteuer wurde über Jahrzehnte als linear angesehen. Man brauche nur am Steuersatz drehen, und schon würde die Steuerquelle mehr und mehr sprudeln.

Zwei Männer haben diesen Irrglauben immer höherer Steuersätze verblüffend einfach widerlegt. Arthur Laffer und Ronald Reagan.

Der erste mit einem simplen Diagramm. An zwei Stellen ist das Steueraufkommen gleich null. Bei einem Steuersatz von

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Professor John Naisbitt, wie viel Kommunismus steckt noch in China?

John Naisbitt

mit Doris und John Naisbitt, Peking, den 30. Oktober 2011, Photo by J. Stock

Abendessen mit Doris und John Naisbitt im Baguo Buyi im Stadtteil Dongcheng. Das Essen in diesem Sechuan Restaurant ist mächtig scharf und abwechslungsreich. Wir schlemmen.

Doris und John Naisbitt sind zwei profunde Kenner Chinas. Doris schreibt eine 14-tägliche Kolumne in der chinesischen China News, John war mittlerweile 45 Male im Lande, er hält zwei Professuren an chinesischen Universitäten und kennt die Elite des Landes vom Präsidenten abwärts bis zu den Provinzsekretären der Partei.

Der Westen begegnet China mit einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz, das ist ein schwerer Fehler, meint der berühmte Trendforscher. Die Belehrungen des Westens in Sachen Demokratie seien nicht nur schädlich, sondern auch falsch. Denn es gebe doch – historisch und weltweit – verschiedene Ausprägungen von Demokratie.

Diesen Blick von oben herab jedenfalls lassen sich die Chinesen immer weniger gefallen. Denn die neue Elite des Landes, das seien nicht mehr kommunistische Apparatschiks, sondern selbstbewußte und erfolgreiche Manager in Regierung und Unternehmen.

Ich habe in den USA bei den Eliten aus Politik und Wirtschaft soviel

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Die Chicago Boys – der Professor und der Diktator

Im Jahr 1992 hatte ich bei ECON die Freude und Ehre, ein Buch von Milton Friedman zu verlegen. Geld regiert die Welt.

Reden wir über die Chicago Boys. Weil sie an der University of Chicago bei den Professoren Milton Friedman und Arnold Harberger Volkswirtschaftslehre  studiert hatten, nannte man sie kurzerhand so. Besonders Professor Harberger, der mit einer Chilenin verheiratet war, prägte die Chicago Boys.

Als 1974 nun diese Chicago Boys, die jungen Volkswirte in Santiago de Chile, die Wirtschaft ihres Heimatlandes umzukrempeln begannen, war dies für viele westliche Intellektuelle ein Sündenfall.

Denn die ökonomische Rosskur der Wirtschafts- und Finanzminister Minister Sergio de Castro, Hernán Buechi, Rolf Lüders und Ernesto Fontaine fand mit dem Segen des Diktators Augusto Pinochet Ugarte statt. General Pinochet war, da gibt es keine zwei Meinungen, einer der ganz abscheulichen und widerwärtigen Diktatoren in der Geschichte Südamerikas. An Pinochets Händen klebte viel Blut.

Ab und an wird nun argumentiert, der Neoliberalismus werde durch autoritäre Strukturen begünstigt. Oder schlimmer: Diktatur und Neoliberalismus seien eigentlich zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Jemand, der so redet, das ist

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Wer erfand die Globalisierung?

Im Jahr 1994 veröffentlichte der amerikanische Trendforscher John Naisbitt ein kluges Buch, das sich mit der Globalisierung befasste. Global Paradox. In diesem Buch beschrieb er genau, wer die Gewinner des globalen Wettbewerbs sein würden (China, Asien, Lateinamerika), welche Kräfte die Globalisierung antreiben (Telekommunikation, Handel, Tourismus) und welche Widersprüche sich in diesem Prozess auftun.

Naisbitt machte aufmerksam auf das Paradox, dass einerseits global gedacht wird, es gleichzeitig aber zu einer Erstarkung der kleineren wendigen Einheiten kommt. Alles ist genau so eingetroffen. Globalisierung, das war John Naisbitts Thema.

Die Globalisierung ist – bedingt durch technischen und technologischen Fortschritt – einer der großen Wohlstandstreiber unserer Tage. Globalisierung steht für eine Art “Weltgesellschaft”, der Begriff beschreibt, wie dieser Globus zusammenwächst. Wirtschaftlich, im Ex- und Import, als Absatzmarkt, in der Arbeitsteilung, als Arbeitsmarkt.

In diesem Zusammenhang stellt sich eine interessante Frage: Who invented Globalization? Wer erfand die Globalisierung?

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Der alte Drucker ist ein junger Kerl

Peter F. Drucker: Die nächsten zwanzig Jahre.

Wir schreiben das Jahr 1957. Das ist nun schon 54 Jahre her. In jenem Jahr wurde Peter Druckers Buch Die nächsten zwanzig Jahre in Deutschland bei ECON verlegt. Mein ältester Drucker im Bücherschrank.

Ein Blick auf die Wirtschaftsentwicklung der westlichen Welt, lautet der Untertitel. Das liest sich mit Spannung. Der Scheinwerfer wird auf die 60er und 70er Jahre gerichtet.

Peter F. Drucker, der Wiener und Exil-Amerikaner, der wohl beste Vordenker in Wirtschaft und Management. Einer meiner Lieblingsautoren. Ist er noch zeitgemäß?

Das Cover, in den 50er Jahren sprach man noch von Einband, stilistisch gestaltet von Werner Rebhuhn, nun ja, auf der Höhe der Zeit. Heute wieder modern als Retro-Look..

Treten wir doch die Zeitreise an zurück in die 50er Jahre. Nachkriegsjahre, Kalter Krieg zwischen West und Ost, Armut, das Wirtschaftswunder beginnt sich in Deutschland abzuzeichnen. Es gibt noch keine breite Mittelschicht, das Wort und das Ding Computer ist noch nicht erfunden, und selbst ein

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Milton Friedman denkt vor – in Stanford

Hoover Tower, Stanford University; Photo by W. Stock

Wem das Privileg zuteil wird, längere Zeit beim ECON Verlag als Cheflektor für Wirtschaftsbücher arbeiten zu dürfen, der lernt viele Größen der Wirtschaftswissenschaften kennen. Es war eine schöne Zeit in Düsseldorf, mit vielen beeindruckenden Begegnungen. Aber, wer ist denn in diesen Jahren mein wichtigster Autor gewesen, wer der brillanteste Denker?

Nicht jener, der am lautesten brüllen konnte oder der am häufigsten in den Klatschspalten der Zeitungen auftauchte. Nein, nein, ich meine den wirklich wichtigsten Autor. Jenen, der unser Zeitalter nachhaltig geprägt hat. Einen, der Politik und Wirtschaft verändert hat, der neue Ideen und Visionen vorangetrieben hat. Einer mit ganz großen Fußspuren.

Da muss ich nicht lange überlegen. Mein wichtigster Autor war Milton Friedman. Mit ihm habe ich 1992 das Buch Geld regiert die Welt gemacht, das im Original Money Mischief hieß und im gleichen Jahr bei Harcourt Brace Jovanovich in New York erschien.

In dem Werk geht es um die Anfänge des Geldverkehrs. Geld, das war das zentrale Thema von Friedman. The social responsibility of business is to increase its profits. Nicht nur wegen solch marktradikaler Aussagen war Milton Friedman hierzulande nie gut gelitten. Sein Denken blieb im sozialdemokratisierten Deutschland, wenn man so sagen darf, ökonomisch

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Friedrich August von Hayek geht es gar nicht gut

Er war der wohl wichtigste Denker des Liberalismus im 20. Jahrhundert: Friedrich August von Hayek. Noch heute wirkt die Weltsicht des gebürtigen Wieners vom Jahrgang 1899 nach. Er ist der scharfsinnigste Nationalökonom von allen. Der geistreichste Volkswirt der Moderne. Der Vordenker. Der Mahner. Nobelpreis natürlich. Lehrer der Lehrer. Gottvater.

Als 1944 The Road to Serfdom, auf Deutsch Der Weg zur Knechtschaft, erschien, da wirkte sein Buch wie eine Mahnung in düsterer Zeit. Jede Art von kollektiver Philosophie – einerlei ob national, kommunistisch oder planwirtschaftlich – würde zwangsläufig in Barbarei und Totalitarismus enden. Die Entwicklung in Italien, Deutschland oder in der Sowjetunion gaben von Hayek Recht. Als Gegenentwurf zum Kollektivismus sah der kleine, drahtige Professor die Rechte des  Individuums und die Rechtsstaatlichkeit.

Der Österreicher von Hayek gefiel sich als elitärer Liberaler, als ein schroffer Marktradikaler, als Dogmatiker reinsten Wassers. Dem Begriff Soziale Marktwirtschaft beispielsweise stand er zeitlebens kritisch gegenüber. Sozial, das sei doch so ein

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Eine Notiz von Peter F. Drucker

Am Wochenende schnappe ich mir aus meiner Regalwand ein altes ECON-Buch und blättere darin. Der Autor des angejahrten Werkes ist Peter F. Drucker. Toward The Next Economics. And other Essays.

Ein dicker Band mit Aufsätzen zu Wirtschaftsthemen aus dem Jahr 1981. Dies ist sicherlich keines der wichtigeren Werke des großen austro-amerikanischen Management-Denkers, sondern eher eine Sammlung publizierter und unveröffentlichter Artikel.

Beim Lesen fällt plötzlich ein kleines weißes Notizblatt aus den Seiten. Ich nehme es in die Hand und erkenne sofort Peter Druckers Handschrift. In der Tat ist dies eine handschriftliche Notiz von Peter F. Drucker.

Toward the next economics steht auf dem Zettel. Fein unterstrichen. Dann: Sales through June 30, 1982. Und weiter eine Zahl: 19.000 copies.

Links unten auf dem kleinen Blatt findet sich die Adresse von Peter F. Drucker im kalifornischen Claremont am Wellesley Drive. Dann die

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Tamás Kürthys wilde Tochter

Neulich stolpere ich über ein Buch, besser gesagt, über die Autorin eines Buches. Endlich!. Ein Taschenbuch aus dem Rowohlt-Verlag, das sich an die bessere Hälfte dieser Welt richtet, an eine weibliche Leserschaft. Das muss ich als Mann wohl nicht unbedingt lesen. Die Autorin jedoch lässt mich aufhorchen. Ildikó von Kürthy.

Kürthy. Da war doch mal was. Ildikós Vater Tamás Kürthy lehrte als Professor an der RWTH Aachen. Er war einer der Prüfer meines Rigorosums. Tamás Kürthy, der Pädagogik-Professor in Aachen, galt als ein seriöser, ernsthafter Mann, hinter dessen gestrenger Fassade jedoch eine tiefe Menschlichkeit zu Tage trat.

Professor Kürthy, der einem alten Adelsgeschlecht aus Ungarn entstammte, war blind. Er kam jeden Tag mit seinem Schäferhund ins Kármán-Auditorium, in diesen neuen, nach dem deutschen Raumfahrt-Pionier

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