Notizen und Anmerkungen von unterwegs

John und Doris Naisbitt: Innovation in China

Ich liebe erste Sätze. Oder anders, der erste Satz muss sitzen. Er gibt Aufschluss darüber, ob ein Buch gelungen ist oder eben nicht. Der erste Satz dient als Eingangspforte ins Thema. Er ist der erste Eindruck, für den es keine zweite Chance gibt.

There is no place in the world that is more dynamic than China. So fangen John und Doris Naisbitt ihr neues Buch Innovation in China – The Chengdu Triangle an. Kein Platz auf der Welt ist so dynamisch wie China. Ein Satz wie ein Kung Fu-Schlag. Innovation in China. Ein bemerkenswertes Werk. Erschienen bei der Jilin Publishing Group in Peking.

Am Beispiel der Boomstadt Chengdu, der 14 Millionen-Metropole von Sichuan, zeigen die Autoren auf, wie und unter welchen Voraussetzungen schnelles Wachstum für Entwicklungsregionen möglich ist. Welche Wege aus der Unterentwicklung hin zu mittelklassischem Wohlstand möglich sind.

Wobei John und Doris Naisbitt hauptsächlich zwei Problemfelder unter die Lupe nehmen. Die Landflucht und das ungebremste Wachstum der Städte, aber auch das Thema der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich.

Ihre Analyse verdichten beide China-Kenner auf das Chengdu-Dreieck: klare Eigentumsrechte, eine effiziente öffentliche Verwaltung, Beteiligung von unten über Basisinitiativen und Gemeinderäte. Und in der Mitte des Dreiecks steht als Ergebnis die Stärkung der Individualrechte.

Die Regionalregierung muss den Rahmen dafür schaffen, dass sich die Seiten des Dreiecks integrieren. Nicht nur attraktive Steuern, eine kluge Ansiedlungspolitik, sondern auch Offenheit, permanente Kommunikation und der Wille zum Problemlösen zeichnen die Chengdu-Philosophie aus.

Die Autoren bedauern, dass der Westen China meist verzerrt und voller Vorurteile betrachtet. Das Land stehe unter dem Spannungsverhältnis von autokratischer Zentralführung einerseits, aber andererseits auch von zahlreichen demokratischen Basisinitiativen von unten. Der Aspekt „von unten“ gewinne stetig an Bedeutung. Offenheit, Kommunikation auf allen Ebenen, der unbedingte Fortschritts-Wille. China sei dabei, ein eigenes Modell für seine Zukunft zu entwickeln.

Der Schlüssel für wirtschaftliche Integration und breiten Wohlstand liege vor allem bei der Bildung. Bildung müsse von allen Regierungen, wo auch immer, an die erste Stelle der Prioritätenliste gesetzt werden.

Und noch eines fiel den Autoren vor Ort während ihrer anderthalbjährigen Recherche für das Buch auf. Nicht mehr alte Parteiapparatschicks früheren Zuschnitts waren ihre Gesprächspartner auf offizieller Seite, sondern gut ausgebildete, kluge Zeitgenossen, die aufgeschlossen und freimütig ihre Vision angehen. Eine neue Generation. Ein neues Land.

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  1. Leopold F. Stamm

    Wenn man sieht, welch trauriges Bild Europa in diesen Tagen abgibt, wünscht man sich für hier auch mehr Dynamik und Innovation. Warum schauen sich die hiesigen Politiker nicht das Gute aus China an, anstatt das Land zu dämonisieren?

  2. apple

    Wahrscheinlich gibt es auch nirgendwo auf der Welt so gute Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum wie in China. Wirtschaftliches Wachstum in China hat einen großen Sprung gemacht. Möge nunmehr das Menschenrecht in China ebenso exorbitant und schnell wachsen. Wachsen Wirtschaft, nachhaltiges Wirtschaften und Menschenrechte nicht gleichermaßen, wird das Ende des Wachstums auch in China bald erreicht sein.

    Soweit meine Meinung zum Trend in China. Das weiter auszuführen würde eines ganzen Buches bedürfen. Aber – ich habe den ersten Satz noch nicht gefunden. 😉

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