Palacio de Pizarro, Lima im Januar 1986; Photo by Norbert Böer

Vor ein paar Wochen ist ein neu gewählter Präsident in Limas wuchtigen Präsidentenpalast eingezogen. Ollanta Humala, ein linksorientierter Nationalist, wurde als Staatsoberhaupt Perus vereidigt. Eine Hoffnung für das Land, sicherlich, aber so recht weiß niemand, wie Humalas Politik sein wird. Eine neue Enttäuschung für das geschundene Land?

Ich besuchte als Journalist im April 1984 diesen düsteren Palast und habe sie alle kennen gelernt. Die käuflichen Politiker, korrupte Beamte, die linken Schwadroneure und weiße Rassisten, die meinen, das Land und sein Reichtum gehöre ihnen. Ordentliche und verlässliche Politiker, man konnte sie in jenen Jahren des Sendero Luminoso-Terrors und der Wirtschaftskrisen mit der Lupe suchen.

Der düstere Präsidentenpalast passt fabelhaft zu diesem Land passt. Noch unter dem Conquistador Francisco Pizarro wurde der peruanische Präsidentenpalast an der Plaza de Armas in Lima erbaut. Es ist ein einfacher, ziemlich grober Klotz klassizistischen Stils, der von hohen schwarzen gußeisernen Spitzgittern umgeben ist. Der Palast igelt sich ein, Sichtschutz verhindert des Volkes Blick in den Vorhof, Besucher lässt man nicht all zu gerne hinein.

Im Inneren ist der Präsidentenpalast in dunklem Holz gehalten, das dem angejahrten und bröseldem Bauwerk dann doch einen ziemlich obskuren Teint verpasst. Der ganze Bau mag exemplarisch für dieses Land sein. Düster scheint die Farbe, die für Peru steht.

Mit seinen Präsidenten hatte Peru meist Pech: Die politische Elite in Lima hat über die Jahrzehnte dieses eigentlich schöne und reiche Land nahe an den Ruin gewirtschaftet. Mal regierte ein ziemlich verkalkter Tattergreis wie der Konservative Fernando Belaúnde Terry, in den späten 80er Jahren trieb ein sozialdemokratischer Nimmersatt namens Alan García Pérez das Land an den wirtschaftlichen Abgrund. Der Volksmund nannte Garcías korrupte Regierungsmitglieder abschätzig Minister zehn Prozent.

Selbst wenn das Staatsoberhaupt einmal nicht der weißen Oberschicht entstammte, sondern Mestize war, blieb die Kacke an Perus Schuhen kleben. Der linksgerichtete Generalspräsident Juan Velasco Alvarado trieb mit Enteignungen die Tüchtigen außer Landes und der japanische Peruaner Alberto Fujimori regierte das Land wie ein übergeschnappter Polizist aus der billigen Vorabend-Serie.

Als dessen Nachfolger, der Indio-Mestize Alejandro Toledo, frisch gewählt im Jahre 2001 in diesen Palacio de Gobierno einzog und den sichtlich heruntergekommenen Präsidentenpalast renovieren ließ, da fanden die Arbeiter bei den Aufräumarbeiten in den Kellergewölben nicht weniger als 6.200 tote Ratten. Auch das passt irgendwie zu Lima.

Doch seit einiger Zeit gibt es Hoffnung. Die letzten Jahre waren gute Jahre für Peru. Das Land hat sich modernisiert, die Rohstoffpreise sind hoch, die Wirtschaft boomt. Der neue Präsident Ollanta Humala übernimmt ein hungriges Land im Aufschwung. Vielleicht vermag er, der Indio-Abkömmling, den Geist Pizarros aus den düsteren Gängen des Präsidentenpalastes vertreiben.

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