Anglizismus. Kein Wort bringt einen Deutschtümler so schnell auf die Palme wie dieses. Sprachpuristen und Kulturpessimisten klagen in den Talkshows und den Zeitungen ihr Leid: Die deutsche Sprache verkomme, sie falle unter die Räuber, das Deutsch werde verunstaltet, unsere Sprache werde von vielen Seiten mürbe gemacht.
Hässliche Anglizismen mogeln sich in unser Deutsch, dieser respektlose Jugendspeak obendrein, dazu simple Comic-Sprache, die SMS-Codes und weiß er Teufel noch was. All dies verhunze unsere saubere deutsche Sprache.
Vom Standpunkt eines Schiller/Goethe-Deutsch mag das bisweilen so aussehen. Aber wer redet schon so, wie Thomas Mann geschrieben hat? Und: Ist das Deutsch eines Heinrich Böll auch das Deutsch unseres Alltags von heute?
Tatsache bleibt, dass sich die deutsche Sprache mehr und mehr differenziert. Dies ist nicht weiter schlimm, denn solches ist ein Zeichen für Kraft und Lebendigkeit. Nur wer tot ist, verändert sich nicht.
Denn eine Sprache entfaltet und verändert sich im Alltagsgebrauch. Dazu kommt die sprachliche Globalisierung. Durch sie öffnet sich die deutsche Sprache anderen Sprachen. Welche Anglizismen sich dann hierzulande durchsetzen, das entscheidet allein der sprachliche Wettbewerb und nicht der Verein Deutsche Sprache e.V..
Es erfolgt eine Abstimmung durch den Nutzer. Sinn von Sprache ist die klare Kommunikation. Wenn die Deutschen mehrheitlich der Meinung sind, mit Laptop werde ein Gegenstand klarer beschrieben als mit Klapprechner, dann wird sich der Laptop im Sprachgebrauch durchsetzen. So wie der Computer, das Meeting oder der Popstar.
Und diese Teilnahme am sprachlichen Wettbewerb ist auch ein Ausweis der Stärke und der Fruchtbarkeit unserer deutschen Sprache. Ebenso wie die sprachliche Nähe zu den jungen Menschen, zum Alltag mit seinen Neuerungen und seiner Fortentwicklung. Das Deutsch lebt, wenn es Anglizismen, Szene-Sprachen, regionale Färbungen oder Fachsprachen integriert.
In Bezug auf die Alltagssprache verhält es sich insofern genau umgekehrt wie uns die kauzigen Gralshüter des Reinen, Wahren und Schönen weismachen wollen. Anglizismen, ausländische Versatzstücke, Jugendsprache, Umgangssprache sind geradezu ein Ausweis von Vitalität und Lebendigkeit einer Sprache.
Lassen wir uns deshalb nicht kirre machen: Die deutsche Sprache kränkelt nicht, die deutsche Sprache ist putzmunter. Bei ihren Kritikern bin ich mir da nicht so sicher.
apple
Ergänzung: Zitat aus Spiegel-Online in „Facebook“:
Guten Morgen, heute hätte der österreichische Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal Geburtstag. Von ihm stammt das folgende Zitat:
„Der gute Geschmack ist die Fähigkeit, ständig der Übertreibung entgegenzuwirken.“
Dem ist eigentlich, auch in diesem Kontext, nichts hinzuzufügen.
Hi! oder heißt es high? (nocht nicht) 😉
apple
Einverstanden, wenn es sich nicht um Back-Point, Eyes-Only, eye-wear, time-wear etc. handelt. Würde man in UK in einen Uhrenladen gehen und nach einer time-wear fragen, so würde ich mindestens komisch angesehen oder aber für bekloppt gehalten.
Greet god!