Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 16 von 38

Geld macht unfrei!

gefunden im August 2012, auf Sylt; Photo by W. Stock

Geld macht unfrei. Geld macht nicht glücklich. Geld macht unglücklich.

Geld stinkt. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wie gewonnen, so zerronnen.

Das Geld schließt die Hölle auf. Geld vor, Recht nach. Geld macht Lotterbuben. Geld regiert die Welt.

Für Geld kann man den Teufel tanzen sehen. Geld genommen, um Freiheit gekommen. Wo Geld und Gut, da fehlt der Mut.

Sein Geld ist so dumm wie er. Reiche Leute sind arme Leute mit viel Geld. Der Geiz wächst mit dem Gelde.

Ehr und Geld treibt alle Welt. Geld bringt Gunst, aber nicht die Kunst. Für Geld und gute Worte kann man alles haben.

Magst du auch Gut und Geld zusammentragen, Du wirst doch nackt ins Grab getragen. Das letzte Hemd hat keine Taschen.

Alles deutscher Volksmund. Über Geld. Meist nachteilig oder gar anrüchig. Tenor: Geld verdirbt den Charakter.

Doch vielleicht ist es ein wenig anders. Geld zeigt

Loading

Ein Ziegel brennt in Schwabing

Die erste Ausgabe des steinroten Heftchens erscheint am 1. September 1917. Der überaus merkwürdige Name der Publikation: Der Ziegelbrenner. Die Zeiten sind schlimm. Der Erste Weltkrieg tobt, mit seinen grausamen Grabenkämpfen, das Kaiserreich liegt in den letzten Zügen. In Deutschland gärt die Vorrevolution.

Verlegt wird die neue Zeitschrift in München 23, das ist Schwabing. Als Herausgeber zeichnet ein gewisser Ret Marut, eine mysteriöse Person, Schauspieler von Profession oder Student, oder was auch immer.

Dieser geheimnisvolle Ret Marut heißt in Wirklichkeit ganz anders und wird zehn Jahre später nochmals einen gänzlich anderen Namen annehmen. Als B. Traven wird er von Mexiko aus zum gefeierten Weltautoren.

Nicht nur der Name des Herausgebers ist eine Finte, auch über die Periodizität und Hintergrund der Publikation wird der Leser gerne im Dunklen gelassen. Das nächste Heft erscheint im Juli. Vielleicht. Vielleicht auch später. So steht es kryptisch und voller Wurstigkeit im Heft.

Ganze 40 Pfennige kostete das erste Heftchen zunächst, später steigt der Preis rasant. Die braunrote Zeitschrift erscheint von September 1917 bis Dezember 1921 in 13 Heften, die Marut als 40 Nummern zählt.

Der Inhalt des Ziegelbrenner liest sich

Loading

Gertrud Höhler spitzt die Feder

Mit ihrem neuen Buch Die PatinWie Angela Merkel Deutschland umbaut steht sie seit Wochen im Kreuzfeuer der Kritik. Mit viel Schaum vor dem Mund rechnen Kritiker mit Höhlers Kritik am Regierungsstil der Kanzlerin ab.

Man braucht nicht in allem einer Meinung mit der Berliner Publizistin zu sein, ich bin es in Bezug auf dieses Buch in vielen Punkten nicht. Doch schadet es einer lebendigen Debattenkultur in Deutschland, wenn missliebige Meinungen und Ansichten gleich mit dem Furor des Wahrheitsglaubens niedergebügelt werden.

Ich kenne Gertrud Höhler recht gut. In den späten 80er Jahren war sie bei ECON „meine“ Autorin. Sie kann sehr scharf analysieren und ebenso formulieren. Deshalb hat Alfred Herrhausen sie Ende der 80er Jahre als Kommunikationsberaterin zur Deutschen Bank geholt.

Hero Kind, der damalige Geschäftsführer des ECON Verlages, ermunterte sie, nun auch zu Wirtschaftsthemen zu schreiben. Anfänglich zögerte Gertrud Höhler, sich auf das neue Terrain zu bewegen. Denn bis dahin war der philosophisch-kulturelle Diskurs ihr Feld gewesen. Doch schließlich ging sie das Wagnis ein, wir legten los. Ich wurde ihr neuer Lektor.

Höhler Wirtschaftsbücher entwickelten sich zum grandiosen Erfolg. Vorher und wohl auch nachher hat

Loading

Revolution auf Sylt

List auf Sylt, im August 2012; Photo by W. Stock

Gestern habe ich sie gesehen. Die Revolution auf Sylt. Ich bin an ihr vorbei gelaufen.

Nein, kein Aufstand der Geknechteten oder die Rebellion der Unterdrückten. Nein, keine blutige Revolte früherer Tage.

Revolution. Ein edler Klamottenladen in List. Die Revolution auf Sylt meint Shopping.

Loading

Sex auf dem Klo

Sylt, im August 2012; Photo by J. Stock

Sansibar. Nicht die Inseln im Indischen Ozean. Sondern die Sansibar auf Sylt. Das Kult-Restaurant. Einzigartig in den Dünen gelegen, zwischen Rantum und Hörnum.

Das Essen, erstklassig wie immer. Die Bedienung freundlich und im Duz-Modus, das hier ist gelebte Community, noch bevor es Facebook und ähnlich virtuelle Treffpunkte existierten. Im Hintergrund zieht Marketing-Großmeister Herbert Seckler die Fäden.

Doch das beste an der Sansibar sind nicht die edlen Weine und die köstliche Fischgerichte. Das beste bekommen Sie zu sehen, if you can’t hold your water. Wenn Sie Ihr Gang zu Toilette führt, dann kriegen Sie womöglich rote Ohren.

Denn in den Toiletten der Sansibar – bei den Männern wie auch bei den Frauen – hängt Kunst. Erotische Kunst. Hocherotische Malerei. Bilder von nackten Frauen, Zeichnungen mit Männlein und Weiblein in ziemlich eindeutigen Situationen. Akte und Nackte, so im Niemandsland zwischen Sex, Erotik und Porno.

Die Maler sind

Loading

Der ziemlich deutsche Strandkorb

Sylt, im August 2012; Photo by C. Stock

Er gehört zu Sylt wie das Krabbenbrötchen und die Wanderdüne. Der Strandkorb. Wilhelm Bartelmann erfindet das gute Stück im Jahr 1882 in Rostock.

Mehr als 50.000 Strandkörbe findet man an Deutschlands meist zugiger und herber Küste. Und hier auf Sylt, auf Deutschlands schönster Insel am Meer, sind sie schon gar nicht wegzudenken.

Den Kapriolen des Wetters trotzt dieser Hartholz-Kubus mit seinem Polyesterpolster so tapfer, dass selbst ein Wind- oder Nieseltag ohne Mühe am Strand verbracht werden kann. Ein solcher Strandkorb vereint eine Vielzahl von Vorteilen.

Zum einen beschirmt er seinen Nutzer vor Wind, der hier an der Nordsee bekanntlich ganz schön heftig ausfallen kann. Zum andern schützt er vor vorwitzigem Blick und wirkt als Signal von Privatheit am Strand, der ja in der Hand des Gemeinen liegt. So ist der Strandkorb im Grunde eine mietbare persönliche Trutzburg im öffentlichen Raume.

Und ja, man kann es sich im Strandkorb so richtig bequem machen. Man kann

Loading

Flop bei Fisch Fiete

Keitum, am 23. August 2012; Photo by W. Stock

Am Vormittag eine Radtour über die Insel, von Wenningstedt nach Munkmarsch bis nach Keitum. Dort bei Hero Kind vorbei geschaut, der leider nicht zu Hause ist.

Mit dem nötigen Appetit ausgestattet, zu Fisch Fiete, dem bekannten Sylter Fischrestaurant im Weidemannweg, das uns von verschiedener Seite empfohlen wurde. Wir finden einen schönen sonnigen Platz, draußen im Strandkorb.

Freundlich frage ich die Bedienung, mit Namen Conny wie der Kassenbon später zeigen wird, was sie uns denn heute empfehlen könne. „Alles“, kommt es etwas spitz zurück. „Alles“ kann ich nicht essen, sage ich. Dann müssen Sie halt auswählen, so Conny nun ziemlich zickig.

Ich wähle einen

Loading

Frühstück in der Sansibar

Frühstück in der Sansibar, Sylt

Frühstück in der Sansibar; Sylt, im August 2012; Photo by W. Stock

Wenn einen der Weg zur gerühmten Sansibar in den Sylter Westdünen führt, dann sei hier eine frühe Empfehlung ausgesprochen. Ein Tipp für den Vormittag, für jene Stunden, in denen dieses Kult-Restaurant dem alltäglichen Rummel noch nicht ganz anheim gefallen ist.

Zwischen 10,30 Uhr und 12 Uhr, in den frischen und ruhigen Morgenstunden, wird dem Gast ein Sansibar-Frühstück serviert. Und diese erste Mahlzeit des Tages hat es wahrlich in sich, in Menge als auch in Güte.

Man bekommt in mehr als einem Dutzend Schälchen das beste serviert, das man sich zum Brunch nur so wünschen kann. Frischer Lachs mit Meerrettich, eine Thunfischpaste mit Orange, reichlich Rührei, Brühwürstchen und Leberkäse. Dann kalter Eiersalat, knusprige Bratkartoffeln, Tomaten mit Büffel-Mozzarella. Schließlich Obstjoghurt und ein Früchtecocktail. Plus Wurst, Käse, Konfitüre, Brot, Brötchen und Croissants.

Dazu als kulinarischer Höhepunkt die

Loading

Der Westwind weht kühle Brisen zur Insel

Westerland, im August 2012, Photo by W. Stock

Gestern Nachmittag bereits im Meer gebadet, das Wasser sauber und frisch. Die Sonne scheint kräftig und hier im weißen Pudersand brennt sie an den Füssen.

Der Westwind weht tagsüber kühle Brisen ins Inselinnere. Für morgen sagt der Wetterdienst den heißesten Tag des Jahres voraus. Am Abend dreht der Wind auf Nordwest und nun beginnen Salz und Jod aus der Luft ihre wundersame Wirkung zu entfalten.

Das Essen ist – wie immer – vorzüglich. Am liebsten ordere ich den frischen Fisch. Bei Gosch, oder noch lieber bei Blum. Das Klima macht richtig hungrig.

Und es ändert sich wie schon seit Jahren wenig, an der Physiognomie der Insel, am Klima und auch an den Geschäften, an denen wir vorbei bummeln.

Cuervo y Sobrinos findet sich als dezentes Schild beim Uhrmacher in der Strandstrasse. Herr Cuervo und seine Neffen. Hübscher Firmenname. La Habana 1882. Auf Kuba gegründet, heute in der Schweiz.

Ich mag

Loading

Wie ein Banken-Run entsteht

Nichts fürchten Unternehmen und Politik in diesen Tagen der ziemlich verzwickten Wirtschaftskrise wie diese hochkritische Situation: einen Banken-Run. Die Menschen verlieren nach und nach die Geduld und das Vertrauen, und alle nehmen Ersparnisse und Anlagen von heute auf morgen von ihren Konten und aus den Depots. Wodurch eine Spirale nach unten los getreten wird.

Die Volkswirtschaftslehre, mit ihren Gleichungen und Modellen, hat für solch einen Banken-Run nur unzureichende Erklärungen und Vorhersagen parat. Hier sind dann andere Disziplinen, vornehmlich die Psychologie, gefragt. Nehmen wir ein neutrales Beispiel.

Stellen Sie sich vor: Restaurant A und Restaurant B, beide bis ins letzte Detail gleich, gleiche Ausstattung, gleiche Speisekarte – und beide leer, ohne einen einzigen Gast. Die zwei Restaurants stehen nebeneinander. Wie laufen nun die Besucherströme?

Der erste Gast entscheidet sich, sagen wir, für

Loading

Seite 16 von 38

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén