John Naisbitt und Wolfgang Stock, Velden am Wörthersee, im September 2016.
In memoriam: John Naisbitt (1929 – 2021)
Er war der Pionier aller modernen Trendforscher, er hat ein ganzes Genre begründet. John Naisbitts Bücher sind in 57 Sprachen übersetzt, allein sein Bestseller Megatrends aus dem Jahr 1982 hat sich weltweit über 14 Millionen Mal verkauft. Bei ECON hatte ich die Ehre, seine Bücher Megatrends 2000, Megatrends for Women und Global Paradox zu verlegen. Seitdem sind wir gut befreundet.
Den Begriff Megatrend hat er erfunden, ebenso wie er im gleichnamigen Buch den Terminus Globalisierung populär gemacht hat. John Naisbitt gehörte keiner ideologischen Denkrichtung an, er sah die Welt undogmatisch mit gesundem Menschenverstand, radikal von der Mitte aus, wie der Amerikaner aus Utah stets betonte.
John war offen und neugierig. Er fragte, er ergründete. Wenn er eine Sache begreifen wollte, dann über
John Naisbitt, Doris Naisbitt, Wolfgang Stock (v.r.n.l.); München, im November 2007.
Ein langes Mittagessen mit John und Doris Naisbitt im exzellenten Spatenhaus mit Blick auf die Münchener Oper. John mag ein saftiges Schnitzel und trinkt, wie immer, Tafelwasser mit Eiswürfel. Doris und John kommen aus Wien und fliegen am Abend nach Peking.
John Naisbitt, der große amerikanische Trendforscher, hat über 18 Millionen Bücher verkauft und allein sein Hauptwerk Megatrends ging weltweit 11 Millionen mal über die Ladentheke. In diesen Megatrends, 1982 erschienen, beschreibt er 10 Trends, die unsere Zukunft bestimmen. Er lag bei keiner Prognose daneben.
Es gibt für John und Doris im Augenblick nur ein großes Thema: China. Beide waren in diesem Jahr bereits siebenmal im Reich der Mitte und sind von dem rasanten Tempo der Entwicklung beeindruckt. Während wir in Europa das heutige China häufig noch als Land der gelben Ameisen sehen, ihm kurioserweise gar Entwicklungshilfe zukommen lassen, hat sich das Land längst zum selbstbewussten global player entwickelt. Die Chinesen genießen ihre wirtschaftliche Freiheit und erleben einen Wohlstandsschub wie noch nie.
Präsident Hu spreche ausdrücklich von Marktwirtschaft, und nicht verbrämt von sozialistischer Marktwirtschaft oder Marktwirtschaft mit menschlichem Antlitz. In China gebe es, so John, Marktwirtschaft pur. Das Wort Kommunismus hingegen komme im offiziellen Sprachgebrauch kaum noch vor. Wahrscheinlich gibt es in Deutschland heute mehr Kommunisten als in China, machen wir uns lustig.
Die Problembereiche seien der politischen Elite bekannt: Korruption, ökonomische Überhitzung, Umweltverschmutzung. Man sei jedoch, meint John, auf dem richtigen Weg. Übrigens, er halte China nicht für eine aggressive Macht, der Militäretat sei im letzten Jahr gekürzt worden. Die Chinesen interessiert hauptsächlich, das Land wirtschaftlich voran zu bringen.
Die Entwicklung sei nicht mehr umkehrbar. Der ökonomischen Freiheit werde die politische Freiheit folgen. Dies sei ein langsamer Prozess, aber er sei voll im Gange. Und man habe Zeit. Die Chinesen denken nicht in Monaten oder Jahren, sondern in Dynastien.
Und John Naisbitt ist in solchen Fragen nicht nur Theoretiker oder Beobachter, er möchte miterleben, er will dabei sein. Am Abend haben die Naisbitts die Lufthansa-Maschine nach China genommen und werden fortan einen ihrer Wohnsitze nach Tianjin, der 10-Millionen-Metropole nördlich von Peking, verlagern.
John wird dort, neben seiner Professorentätigkeit an chinesischen Universitäten, forschen und schreiben. Doris wird ihn unterstützen und weiterhin darauf achten, dass es ihm gut geht. Ein neues Abenteuer bricht an im Leben des sympathischen Amerikaners. Respekt, man mag es kaum glauben, der Mann wird nächsten Januar 79 Jahre jung.
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