Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 20 von 38

George Walther ist eine Type

mit George Walther und seiner Frau, Frankfurt am Main 1989; Photo by Hasso von Bülow

Was macht einen richtig guten Redner aus? Die Ingredienzien eines überzeugenden Vortrages sind allgemein bekannt: eine umfassende Sachkenntnis, die griffige Botschaft, eine dem Publikum zugeneigte Rhetorik, eine unterhaltsame Kurzweiligkeit und – wichtig, wichtig – besonders viel Leidenschaft.

All dies besitzt George Walther, und das nicht zu knapp. Der Mann von der amerikanischen Westküste ist ein witziger Redner und wunderbarer Entertainer. Ein Autor mit einem populären und ansteckenden Humor. Speaking from Experience heißt sein Motto und seine Website sprudelt nur so vor Erfahrung und Ideen.

Er ist einer der besten Redner, die ich je gesehen und gehört habe. Ein Performer, wie man ihn in den USA, aber nicht hierzulande findet. Und der Mann ist eine richtige Type: begnadeter Verkäufer, guter Autor, ein Hobbypilot mit PPL-Schein, ein Liebhaber dicker Motorräder und ein aufmerksamer Weltenbummler.

George ist kein

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Bei der alten Tante New York Times

Photo by W. Stock

New York, im Oktober 2009

Die beste Tageszeitung der Welt. In diesem luftigen und hellen Glasgebäude an der 620 Eighth Avenue in Manhattan residiert sie. Wenn in den USA der Pulitzer-Preis für herausragenden Journalismus zu vergeben ist, dann schneien die Trophäen in das NYT-Gebäude aus hellem Marmor wie bei einem Blzzard nur so herein.

In den unteren Etagen des Verlagshauses , dort wo über drei Etagen die Newsdesks der 1.200 Redakteure der New York Times stehen, herrscht allerdings eine miese Stimmung. Die Geschäfte laufen nicht wirklich gut und gerade hat der Verlag angekündigt, über 100 Schreiber vor die Tür zu setzen.

Im obersten Stockwerk, in der 28. Etage, hingegen sprüht die Kreativität. Fast in Wohnzimmer-Atmosphäre hat hier die

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Ein ziemlich schlaffer Playboy

Das hübsche Magazin, das auf den Namen Playboy hört, ist eine Ikone am Zeitschriftenmarkt. Es hat ganze Generationen vergnügt, weil man Freizügigkeit nicht nur erotisch definierte. Auch vielerlei Rebellen – politische und literarische – fanden sich auf den Seiten des Hochglanzblattes. In hitzigen Interviews, schnellen Reportagen oder versierten Buchtipps.

Doch heute greifen immer weniger Käufer zu dem Nackedei-Blatt. In den wilden 70er Jahren gingen in den USA von dem Magazin noch mehr als 7 Millionen Hefte über – oder unter – die Ladentheke. Heute wird nur ein Bruchteil davon verkauft.

Dem Gründer Hugh Hefner, der tagsüber gerne im Bademantel aufläuft und von Blondinen eskortiert wird, die es vielleicht auf ein Viertel seines Alters bringen, flutscht das Magazin mehr und mehr aus den Händen. Und vielleicht kommt ja auch Private Equity-Geld ins Spiel oder ein Hedge Fonds, und eine Heuschrecke frißt dann das arme Häschen.

Doch Mitleid kann man sich sparen. Denn es gibt kaum eine Zeitschrift, die so wenig

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Mutti hat recht!

gefunden in München, im Mai 2012; Photo by W. Stock

Der amerikanische und der französische Präsident wollen Wachstumsimpulse für ihre Lände und das kriselnde Europa. Dagegen ist nichts zu sagen. Doch in Wirklichkeit meinen Obama und Hollande Wachstum auf Pump.

Beide nehmen eine höhere Schuldenaufnahme in Kauf, um Konjunkturprogramme in Gang setzen zu können. Ein Irrweg aus der Mottenkiste des Keynesianismus.

Ein Irrweg, der uns erst in diesen Schlamassel geführt hat. Das ist so, als wolle man den Alkoholismus mit mehr Bier bekämpfen. Denn die Probleme Europas rühren daher, dass es zu viel Geld gab, vor allem zu viel billiges Geld.

Man muss fein analysieren, um die Dinge nicht durcheinander zu bringen. Die sogenannte Eurokrise ist im Grunde eine europäische Staatsschuldenkrise. Die Ursachen der Krise in Griechenland beispielsweise haben mit dem Euro mittelbar wenig zu tun, die Krise der Griechen ist hausgemacht. Zu viele Schulden, die nur den Konsum angeheizt haben. Und zu wenig Investitionen.

Gegen Wachstum ist nichts einwenden. Doch Europa verliert an Wachstum, weil es an

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B. Traven, der Comic-Held

Im Berliner avant-Verlag ist ein bemerkenswertes Buch erschienen: B. Traven – Porträt eines berühmten Unbekannten. Der französische Illustrator Golo hat das geheimnisvolle Leben des B. Traven als Comic nachgezeichnet.

Und das Leben dieses in Schwiebus als Otto Feige geborenen deutschen Schriftstellers ist ein einziges Mysterium. Auch über 40 Jahre nach seinem Ableben in Mexico City. Er wollte das so.

Das Leben des Hermann Otto Albert Maximilian Feige verläuft kurvenreich und rasant: 1882 im heutigen Polen geboren, zunächst Schauspieler, dann unter dem Namen Ret Marut Agitator der Münchner Räterepublik, dort Verleger der Zeitschrift Der Ziegelbrenner, dann auf der Flucht, ein zweites Leben in Mexiko unter dem Pseudonym B. Traven.

Und später Ruhm als empathischer sozialer Schriftsteller mit Millionenauflage und Hollywood-Verfilmungen. Aber auch da ein Autor, der sich versteckt hält, der untertaucht, und Dutzende biografische Finten verbreitet.

Dieses bunte und turbulente Leben zeichnet Golo höchst kenntnisreich nach. Und Guy Nadaud, Jahrgang 1948, auch so ein Pseudonym-Autor, hat sich in die Traven-Forschung akribisch eingelesen. Sein Comic ist auf der

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Thomas Mann schreibt an Peter Drucker

Zwei Emigranten schreiben einander. Der eine in London, der andere in Zürich. Beide Jahrhundertköpfe.

Dies Kleinod entdecke ich in der digitalen Bibliothek der kalifornischen Claremont Graduate University, an der Peter Drucker über dreißig Jahre gelehrt hat. Ein Schriftwechsel zwischen ihm und dem großen Thomas Mann.

Anscheinend hat der junge Peter Drucker, damals gerade 27 Jahre alt, ein Buch oder einen längeren Artikel an Thomas Mann geschickt. Ich vermute, es handelt sich um das Werk The Jewish Question in Germany, das Peter 1936 im Wiener Verlag Gsur herausgegeben hat.

Im Jahr 1936 lebte Peter Drucker in England, wohin er 1933 emigriert war und 1937 zog es ihn dann n die USA. Nachdem Thomas Mann von den Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt bekam, ging auch die Familie Mann in die USA, das war 1938, zunächst nach Princeton, später nach Pacific Palisades, nördlich von Los Angeles.

Thomas Mann schreibt an Peter Drucker Ende Dezember 1936, ein Jahr, an dessen Weihnachtsfest „wieder ein Schimmer von Hoffnung und Vertrauen“ lag. Wie krass sich Thomas Mann da

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Champions League: Mia san Vize

München, den 19. Mai 2012; Photo by W. Stock

Der Abend beginnt wunderbar. Schon vor 18 Uhr sind wir im Stadion, das an diesem Abend nicht Allianz Arena, sondern albernerweise nur Fussball-Arena heißen darf. Weil die Allianz das Namens-Sponsoring nur für die Bundesliga gebucht hat. Trotzdem sagt alle Welt auch heutigen sonnigen Abend Allianz Arena.

Ein wahres Fest kündigt sich an. FC Bayern München gegen Chelsea FC. Die Tickets, seit Wochen ausverkauft und so rar, dass der Schwarzmarkt in Tausender rechnet. Das Public Viewing, im Olympiastadion und auf der Theresienwiese, ebenso ausverkauft und übervoll. Der S- und U-Bahnverkehr in München kommt an diesem Abend an seine Grenzen.

München, den 19. Mai 2012; Photo by W. Stock

Über der Allianz Arena kreist während des ganzen Spiels ein brummender Hubschrauber. Terroristen? Nein, die Heli-Kamera von sky. Ein Riesen-Spektakel, Champions League dahoam, daheim in der eigenen guten Stube, Endspiel dahoam!

Und der FC Bayern legt dann gleich auch kräftig los. Überlegenheit von der ersten Minute an. Zur Halbzeit steht das Eckenverhältnis 8 zu 0 für die Roten. Die Blauen vom Chelsea FC verlassen sich fast nur auf Konter.

Der FCB wirbelt, auch im Sturm, mit einem spritzigen Robben, einem aktiven Thomas Müller, die Abwehr um Boateng steht fest, eigentlich, ja eigentlich müsste es drei, vier zu null für die Münchner stehen.

Doch zu Ende der 90 Minuten zeigt

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München freut sich auf das Finale der Champions League

München, den 17. Mai 2012; Photo by W. Stock

Wer in diesen schönen Frühlingstagen durch das schöne München bummelt, der wird von einem Thema sprichwörtlich überrollt. Keiner kommt an diesem Thema vorbei, ob klein oder groß, ob Männlein oder Weiblein, alle sind wie elektrisiert.

Überdimensionale Bälle am Stachus, die Fassaden der Häuser in rot und weiß geschmückt, in der Kaufinger Strasse, vor dem Modehaus Hirmer, werden Eiskugeln, in rot, weiß oder blau, kostenlos verteilt, riesige Plakatwände mit den Kickern prangen an unzähligen Ecken. Und vor dem Bayerischen Hof und anderen Fünf-Sterne-Hotels der Stadt steht die automobile Flotte der UEFA-Funktionäre, alles blaue Autos der Marke Ford mit dem hübschen Enblem der Champions League.

München, den 17. Mai 2012; Photo by W. Stock

Der überschwappende Taumel und dieser massenhafte Rausch um den runden Ball lassen Griechenland, die Schuldenkrise, die steigenden Mieten und all den anderen Mist für ein paar Tage vergessen und zweitrangig erscheinen.

Zumal diese ungekünstelte und ehrlich empfundene Tollheit auf ein großes ausgelassenes Fest hindeutet: Hier in München, in dem Kolosseum, das die Neuzeit Allianz Arena nennt, just an diesem Samstagabend, wird das Finale der Champions League ausgespielt. Mindestens 90 Minuten, vielleicht auch mehr, die über den Status als beste Vereinsmannschaft Europas entscheiden werden.

Der FC Chelsea oder der FC Bayern München. Am Samstag, in den späten Abendstunden werden wir alle wissen, wem Europas Fussball-Krone

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John und Doris Naisbitt: Innovation in China

Ich liebe erste Sätze. Oder anders, der erste Satz muss sitzen. Er gibt Aufschluss darüber, ob ein Buch gelungen ist oder eben nicht. Der erste Satz dient als Eingangspforte ins Thema. Er ist der erste Eindruck, für den es keine zweite Chance gibt.

There is no place in the world that is more dynamic than China. So fangen John und Doris Naisbitt ihr neues Buch Innovation in China – The Chengdu Triangle an. Kein Platz auf der Welt ist so dynamisch wie China. Ein Satz wie ein Kung Fu-Schlag. Innovation in China. Ein bemerkenswertes Werk. Erschienen bei der Jilin Publishing Group in Peking.

Am Beispiel der Boomstadt Chengdu, der 14 Millionen-Metropole von Sichuan, zeigen die Autoren auf, wie und unter welchen Voraussetzungen schnelles Wachstum für Entwicklungsregionen möglich ist. Welche Wege aus der Unterentwicklung hin zu mittelklassischem Wohlstand möglich sind.

Wobei John und Doris Naisbitt hauptsächlich zwei Problemfelder unter die Lupe nehmen. Die Landflucht und das ungebremste Wachstum der Städte, aber auch das Thema der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich.

Ihre Analyse verdichten beide China-Kenner auf das

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Lester Thurow, der soziale Globalist

Photo by Hasso von Bülow

Düsseldorf, den 27. April 1993

Ich hole Lester vom Flughafen ab. Er ist etwas wortkarg nach dem langen Transatlantikflug. Am nächsten Tag werde ich einen Vortrag von ihm moderieren, im Düsseldorfer Messezentrum.

Lester Thurow eilt der Ruf voraus, er sei ein Volkswirt, der überaus anschaulich und gründlich zu formulieren vermag. Er durfte den feinen und flüssigen Kommentar in besten Kreisen üben und pflegen. Über 10 Jahre lang schrieb er eine Kolumne für Newsweek und für die New York Times. Diese Elitemedien gelten als harte Schule, dies schützt vor intellektuellem Überflug.

Dann fahre ich Lester ins Hotel. Er ist ein sympathischer, natürlicher Typ. Ein Professor, dessen Arm und Einfluss weit über das akademische Terrain hinaus reicht, und der trotzdem nicht viel Aufhebens um seine Person macht. Da sitzt in meinem Auto ein ruhiger und zurückhaltender Mann, dem man gerne zuhört.

Thurow, Jahrgang 1938, war viele Jahre

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