Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 17 von 38

Von falschen Fuffzigern und Männern mit Bart

Photo by W. Stock

Geld, man sollte es nie vergessen, ist auch nur bedrucktes Papier. Die Wertaufladung des Geldes funktioniert kurioserweise nicht nach ökonomischen Prinzipien, sondern vorwiegend nach einem subjektiven Wert: Vertrauen.

Solange psychologisch das Vertrauen vorhanden ist, dass ich für Geld im Tausch ein entsprechendes Gut erhalte, solange funktioniert das mit dem Geld. Ist das Vertrauen weg, können Sie mit Papiergeld Ihre Zigarette anzünden.

Dieses Vertrauen in das Geld kann man durch verschiedene Massnahmen kaputt machen: durch mehr und mehr Staatsschulden zum Beispiel, durch Anwerfen der Druckmaschinen, durch Kaufkraftverlust und Inflation, durch Missachtung von Leistung, und natürlich durch Männer mit Bart.

Ich vertraue deshalb

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Eins und eins in Mexiko

Die Mexikaner haben vor einigen Wochen einen neuen Präsidenten gewählt und, kurzes Gedächtnis, wieder einen aufgeblasenen Populisten von der PRI. Wobei diese PRI ein ziemlich korrupter Haufen war, der jedoch merkwürdigerweise auch oppositionelle Stimmen zuließ. Eine davon war die Tageszeitung unomásuno.

Diese Tageszeitung unomásuno ist eine prächtige Publikation in Mexiko. So war das jedenfalls vor 30 Jahren. Als ich in Mexiko City lebte, gehörte sie zu meiner Tageslektüre. Neben dem Excélsior, den Novedades und El Dia. Ich habe das Blatt verschlungen, denn es war informativ, intelligent und profund. Die Meinungsfreude bei unomásuno zeigte sich stärker ausgeprägt als gemeinhin in der mexikanischen Presse.

Dieses unomásuno meint Eins-und-Eins. Das bezog sich auf die Einheit von Leser und Zeitung. Im politischen Spektrum Mexikos stand die Zeitung links. Sie wurde häufig von der akademischen Elite, von den Studenten an der UNAM und den Intellektuellen gelesen. Das mediale System in Mexiko war fein austariert und unomásuno hielt der desolaten Staatspartei PRI so die linke Flanke frei.

Manuel Becerra Acosta hatte das Blatt 1977 gegründet, als ehemalige Excélsior-Journalisten von einem neuen kritischen Journalismus träumten. Viele herausragende Schreiber publizierten

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Hartz IV klingt dreimal häßlich

Wohl kein Begriff ist so verhasst in Deutschland wie Hartz IV. An dieser Stelle soll keine Wertung erfolgen, ob die Hartz-Reformen der Regierung Schröder/Fischer nun genial, nötig, unsozial oder sonstwas gewesen sind. Trotzdem möchte ich schon die Lupe auf Hartz IV legen – allerdings rein sprachlich.

Die Hartz-Reformen sind ja bekanntlich nach dem famosen Peter Hartz benannt. Und obwohl der Name Hartz den offenen, sympathischen Vokal “a” beinhaltet, klingt er krude.

Das liegt einerseits an der klanglichen Nähe zum Wort hart. Andererseits bewirken die drei harten Konsonante am Wortende so eine gezischte Endung. Dieses “rtz” besitzt den Klang eines Peitschenhiebes, man mag gar das Fallbeil einer Guillotine hören.

Und dann kommt diese unsäglich dämliche Nummerierung. “IV”, dieses römisch VIER, da zeigt sich die schlimme Beamtensprache von Rotgrün, da sieht man eine graue Akte mit dem Stempel IV drauf. “IV” ist emotional leer, hier scheint das menschliche Schicksal zur Nummer herab gedemütigt.

Diese Nummerierung wirkt

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C.O. Paeffgen liebt die Umrandung

Paeffgen. Nicht der Bierbrauer. Der Künstler. C.O. Paeffgen. Ich mag ihn. Er hat etwas, das andere nicht haben.

Paeffgen, ein Kölner vom Jahrgang 1933, ist mit seinen Umrandungen berühmt geworden. Manch umrandetes Werk von C.O.P. wirkt wie ein ausgelassener Kinderjux. Andere sind politisch. Und dann gibt es die, bei denen die Post abgeht.

Bei seinen Umrandungen zieht Claus Otto Paeffgen mit kräftigem Filzstift Personen und Szenen aus der Zeitung nach, übermalt und überträgt das neue Werk dann auf die Leinwand. Kölsche Pop-Art.

Das ganze mag trivial anmuten, ist aber so einfach nicht. Zunächst braucht man ein gutes Motiv. Aus Zeitungen, von Postkarten, von alten Fotos. Fundstücke. Motive mit einfacher Aussage, aber irgendwie dann doch doppeldeutig. Dazu kommt die besondere Herstelltechnik. Mit Füllfeder, Filzstift oder Pinsel.

Die Bilder von C.O. Paeffgen sind

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Das Wetter in Bayern

gefunden in Diessen, im Juli 2012; Photo by C. Stock

Es gibt keine Nation, die so schön auf hohem Niveau mosern kann wie die deutsche. Wenn die Sonne scheint, ist es zu heiß. Wenn Schnee liegt zu kalt, und wenn die CDU regiert, ist es auch nicht recht.

Da lobe ich mir den altbayerischen Wetterbericht. Wenn der Stein nass ist, dann regnet’s.

Mit dieser Weisheit sollten wir das Leben nehmen. Nämlich so wie es ist.

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Im La Florida thront Hemingway über Barcelona

Foto by La Florida/Premsa

Hemingway und die Hotels. Und wieder beginnt das altbekannte Spiel, jenes literarische Namedropping um den bärtigen Nobelpreisträger aus Amerika. In welchem Hotel Barcelonas soll Ernest Hemingway nicht abgestiegen sein?

Das Colón wirbt mit ihm, im Majestic war er auch schon, im La Florida sowieso. Vielleicht sollte ein Haus einmal damit werben: In diesem Hotel hat Hemingway nie übernachtet.

Im La Florida jedenfalls hat Ernest Hemingway gerne gewohnt. Mitte der 50er Jahre, als er in Spanien auf der Suche nach Toreros, nach Corridas und den Picadores war, aber auch um dem sterbenden Pio Baroja einen Besuch abzustatten.

Und ohne Zweifel ist

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Das Ende von Newsweek?

Zunächst ein Geständnis: Diese Zeitschrift war mir über zahlreiche Jahre ein geschätzter Begleiter, ein guter Freund. Und sicher auch ein Vorbild. Newsweek. Das Wochenmagazin aus New York für die Welt.

Als ich in den 70ern und 80ern viel in der Weltgeschichte herumschwirrte, von Mexiko bis Argentinien, von Indien bis Hongkong reiste, da blieb dieses Magazin ein Anker. Kurz und knapp, doch mit der nötigen Tiefenschärfe, hat es jenes reportiert, was in der Woche an Bemerkenswertem vorgefallen war. Stets blieb das Wochenblatt um Ausgewogenheit und Unabhängigkeit bemüht, was ich in Anbetracht der oft gegängelten oder gleichgeschalteten Presse meiner Gastländer zu schätzen wusste.

Noch heute kann ich mich an die Starschreiber damaliger Tage erinnern. An Edward Behr, zum Beispiel, der in Paris einfühlsam über die Kultur Europas berichtete. An George Will, den konservativen Chronisten der Reagan-Jahre, oder an Robert Samuelson, der so anschaulich über Wirtschaft schreiben konnte.

Seit 1933 gibt es Newsweek und die Zeitschrift war

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Der Verleger legt vor

gefunden in München, im Juli 2012; Photo by W. Stock

Verleger sein ist ein schöner Beruf. Verwechslungen nicht ausgeschlossen. Denn der Verleger eines Verlages ist nicht zu verwechseln mit dem anderen Verleger. Jenen mit den Fliesen.

Interessant ist, woher der Begriff Verleger in seiner Wortbedeutung kommt. Er leitet sich nämlich vom Wort vorlegen ab. Gemeint ist damit das Geld, das ein Verleger vorlegen muss.

Ein Verleger tritt in materielle Vorlage. Das Autorenhonorar, der Lektor, Satz und Litho, Papier und Druck, Marketing, der Außendienst. Zunächst sieht der Verleger kein Geld, er muss kräftig welches mitbringen.

Das unterscheidet ihn

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Das hochgefährliche Doppeldefizit

gefunden in München, im Juli 2012; Photo by W. Stock

Explosiv! Um die Gefährlichkeit der Schulden wissen wir mittlerweile. Die nun schon seit Monaten anhaltende Krise hat dies überdeutlich gemacht. Europas Wohlstand ist auf Schulden erbaut.

Die allermeisten Haushalte in der EU sind schwer in den Miesen. Nicht nur vorübergehend, sondern seit Jahren strukturell. Das heißt, die sogenannte Eurokrise ist im Grunde eine Krise des expansiven europäischen Wohlfahrtsstaates.

Doch nicht genug damit. Ein anderes Defizit ist genauso tückisch. Das Leistungbilanz-Defizit. Wir importieren mehr als wir exportieren. Bei Lichte betrachtet heißt dies, wir konsumieren mehr als wir produzieren. Die Leistungsbilanz – nomen est omen – sagt viel über die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft aus.

Zum Glück gilt dieses ungute Leistungsbilanzdefizit nicht für Deutschland. Dank einer starken Exportwirtschaft – Automobil, Maschinenbau, Chemie – kann unser Land hier einen stabilen positiven Saldo vorweisen.

Jedoch in

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Ein kurzer Besuch bei Bhagwan

Photo by W. Stock

Poona/Indien, im Januar 1982

In Poona fährt mich ein Fahrer mit seiner Rikscha die drei Kilometer hinaus in die feine Villengegend um den Koregaon Park, wo ich dem berühmten Ashram des so Gescholtenen einen Besuch abstatten möchte.

Shree Rajneesh Ashram. Dessen Mission nehmen die Inder nicht für voll. Sondern sehen sie eher als eine Art Ferienklub-Animation für den reichen westlichen Bürgerstand. Sozio-demographisch sind des Bhagwans Jünger schnell beschrieben: männlich, 30 Jahre alt, Europäer oder US-Amerikaner, wohlhabend.

Am wuchtigen gateless gate, ein netter Name für

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