Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 31 von 38

Wie Benny Goodman die schwarze Musik swingt

Benny Goodman in Den Haag, im Juli 1982; Photo by Volker Wagner

Louis Armstrong, Fats Waller, Artie Shaw, Duke Ellington, und viele andere mehr. Diese Großväter-Generation hat nicht nur den Jazz geprägt, sondern ihn gleichzeitig zu nie gekannter Blüte geführt. Man darf sich als Glückskind fühlen, wenn es einem vergönnt war, einen dieser Titanen des Jazz live erlebt zu haben.

So bleibt der Swing lange im Kopf, wahrscheinlich für ewig, wenn man beispielsweise solch eine historische Grösse wie Benny Goodman hören und sehen darf. Dieser Benny Goodman ist ein ganz formidabler Klarinettist alter Schule. Ein Weltstar, der den Swing in die Wohnzimmer der ganzen Welt gebracht und den Jazz hoffähig gemacht hat. Insofern verkörpert Goodman das Gutbürgerliche im Jazz, das Sittsame, wohl auch das weiß-weichgespülte einer eigentlich schwarzen Musik.

Dieser ältere Herr im cremefarbenen Sakko, der da

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Die Chicago Boys – der Professor und der Diktator

Im Jahr 1992 hatte ich bei ECON die Freude und Ehre, ein Buch von Milton Friedman zu verlegen. Geld regiert die Welt.

Reden wir über die Chicago Boys. Weil sie an der University of Chicago bei den Professoren Milton Friedman und Arnold Harberger Volkswirtschaftslehre  studiert hatten, nannte man sie kurzerhand so. Besonders Professor Harberger, der mit einer Chilenin verheiratet war, prägte die Chicago Boys.

Als 1974 nun diese Chicago Boys, die jungen Volkswirte in Santiago de Chile, die Wirtschaft ihres Heimatlandes umzukrempeln begannen, war dies für viele westliche Intellektuelle ein Sündenfall.

Denn die ökonomische Rosskur der Wirtschafts- und Finanzminister Minister Sergio de Castro, Hernán Buechi, Rolf Lüders und Ernesto Fontaine fand mit dem Segen des Diktators Augusto Pinochet Ugarte statt. General Pinochet war, da gibt es keine zwei Meinungen, einer der ganz abscheulichen und widerwärtigen Diktatoren in der Geschichte Südamerikas. An Pinochets Händen klebte viel Blut.

Ab und an wird nun argumentiert, der Neoliberalismus werde durch autoritäre Strukturen begünstigt. Oder schlimmer: Diktatur und Neoliberalismus seien eigentlich zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Jemand, der so redet, das ist

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Gold suchen in Peru

Madre de Dios, im Januar 1986; Photo by Norbert Böer

Laberinto/Peru, im Januar 1986

Madre de Dios. Die Mutter Gottes. In Anbetracht eines solchen Namens wäre es pietätlos anzumerken, wir befänden uns am Arsch der Welt. Bleiben wir wohlerzogen. Peruanisches Andentiefland, beginnender Amazonasurwald. Keine Menschenseele weit und breit. Also doch, Arsch der Welt.

Von Madre de Dios, der Provinzhauptstadt, geht es nach Laberinto, ein lausiges Fleckchen aus Schlamm und Morast, wo es keine richtigen Strassen und auch keine Häuser gibt und wo man uns an die Gurgel will, nur weil in unserem Ausweis als Berufsbezeichnung Journalist steht.

Von Laberinto geht es eine Bootsstunde den Fluss hinauf, dann noch einem halbstündigen Fussmarsch durch Dschungeldickicht, bis  wir das Lager der Schürfer erreichen. „Da, da hinten im Berg, da ist es drin“, meint Justo Sotelo, ein Veteran unter den Goldsuchern.

Es gebe zwei Möglichkeiten: Entweder

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Haarsträubendes beim Frisör

gefunden in Düsseldorf, Frühjahr 2009; Photo by W. Stock

Jetzt machen wir mal die Feuerzangenbowle. Die hübsche Szene, als der rheinische Lehrer Bömmel den denkfaulen Schülern den Stoff erklären will. Jezz stellen mer uns mal janz dumm.

Also, dann stellen mer uns jezz mal janz dumm: Wat iss ’n Hairothek?

Diskothek kennen wir. Videothek auch. Der Begriff leitet sich aus dem Altgriechischen und dem Lateinischen her. Thēca bedeutet soviel wie Hülle oder Behältnis.

Als Suffix hat sich -theke bei Räumlichkeiten eingebürgert, so bei der Bibliothek. In der Wortbedeutung steht die Theke also für den Tresen. Bei einer Theke wird dem entsprechend etwas herüber geschoben. Mal ein Video, dort eine Schallplatte, möglicherweise ein Buch.

Kennen Sie aber auch eine Haar-Theke? Eigenhändig so gesehen und mir standen die Haare zu Berg. Denn in der

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Kompliment an Feedfabrik

Ich liebe die neuen Technologien. Was heutzutage nicht alles möglich ist! Man schreibt Blogs, wo man früher vielleicht eher Bücher schrieb.

Und wenn man will, dann kann man aus Blogs nun auch Bücher machen. Hier meine Probe auf’s Exempel. Der Autor dieses Blogs wandelt bei dem Hamburger Dienstleister Feedfabrik seine bisherigen Posts in ein veritables Buch um.

Feedfabrik ist ein Start-up, das sich auf die Wandlung digitaler Inhalte in analoge Medien spezialisiert hat. Sei’s drum: Aus einem Blog werde ein richtiges Buch.

Das Ergebnis: Aus über 220 Post wird ein dickes Buch von 400 Seiten. Die Qualität? Selbst der Profi hat nichts zu meckern. Druckqualität, Papier, Bindung – alles fein bis oberfein. Der Preis? Etwas über 40 Euro für Losgröße 1. Die Umsetzung: exzellent. Der Service: vorbildlich.

Also hier das Buch: Wolfgang Stock – Notizen von unterwegs. Nur ein

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700 Liter Freibier!

München, den 10. September 2011; Photo by W. Stock

Die aller schönste Szene fand gleich vor Anfang des Spiels statt. Uli Hoeneß ehrte im Namen der Dominik Brunner-Stiftung ein Dutzend Frauen und Männer für ihre Zivilcourage. Sie alle waren eingeschritten, als Menschen bedroht, verprügelt und missbraucht wurden und haben tapfer geholfen. Auch solch soziales Engagement macht den FC Bayern so sympathisch.

An diesem sonnigen Septembernachmittag sahen die 69.000 Zuschauer in der Münchener Allianz Arena ein Trainingsspiel des FC Bayern München gegen den Sport Club Freiburg. Ein Trainingsspiel, dessen Resultat kurioserweise dann auch noch zur Wertung der diesjährigen Fussball-Meisterschaft gezählt wurde.

Gegen harmlose Freiburger spielte der FCB in der Tat meisterlich: der Ball lief schnell, mit kurzen Kontakten, steil und präzise in die Spitze, mit einem sehr effektiven Spiel über die beiden Flügel. Ein glänzend aufgelegter Franck Ribéry mit Kabinettstücken, ein kühler Knipser Mario Gómez und ein Bastian Schweinsteiger, der sehr sicher die Bälle verteilte. Hinten ließen Jérôme Boateng und Holger Badstuber nichts, aber auch gar nichts anbrennen.

Am Ende der 90 Minuten hatten die Bayern

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Wer erfand die Globalisierung?

Im Jahr 1994 veröffentlichte der amerikanische Trendforscher John Naisbitt ein kluges Buch, das sich mit der Globalisierung befasste. Global Paradox. In diesem Buch beschrieb er genau, wer die Gewinner des globalen Wettbewerbs sein würden (China, Asien, Lateinamerika), welche Kräfte die Globalisierung antreiben (Telekommunikation, Handel, Tourismus) und welche Widersprüche sich in diesem Prozess auftun.

Naisbitt machte aufmerksam auf das Paradox, dass einerseits global gedacht wird, es gleichzeitig aber zu einer Erstarkung der kleineren wendigen Einheiten kommt. Alles ist genau so eingetroffen. Globalisierung, das war John Naisbitts Thema.

Die Globalisierung ist – bedingt durch technischen und technologischen Fortschritt – einer der großen Wohlstandstreiber unserer Tage. Globalisierung steht für eine Art “Weltgesellschaft”, der Begriff beschreibt, wie dieser Globus zusammenwächst. Wirtschaftlich, im Ex- und Import, als Absatzmarkt, in der Arbeitsteilung, als Arbeitsmarkt.

In diesem Zusammenhang stellt sich eine interessante Frage: Who invented Globalization? Wer erfand die Globalisierung?

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Enrique Plá, Kubas bester Drummer

mit Enrique Plá, im Juli 1983; Photo by Volker Wagner

Der Revolution des Fidel Castro von 1959 folgte auch eine Revolution in der Musikszene Kubas. Alles wird anders.

Zunächst der Exodus: Zahlreiche bekannte Musikidole kehrten ihrer angestammte Heimat den Rücken. Dámaso Pérez Prado – sein Mambo-Orchester fällt mit einem explodierenden Bläsersatz auf – zieht es vor, in Mexiko City zu leben. Ebenfalls nach Mexiko, später in die USA, geht Celia Cruz, die Königin der Rumba. Die fesche Olga Guillot sieht, so singt sie, den so geliebten Son aus Kuba fliehen. Und sie flieht gleicht mit.

Doch Kubas Musikszene zeigt sich vital, rasch kommt eine neue Generation Musiker auf. Chucho Valdes ruft 1972 ein Ensemble ins Leben, das über Jahrzehnte zu den besten weit und breit gehören sollte. Die Gruppe legt sich den

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Nach 63 Jahren kommt Ernest Hemingway zurück zum Rialto Fischmarkt

Venedig, im September 2011; Photo by W. Stock

Venedig, Anfang September 2011

Ein Spaziergang durch Venedig. Kurz vor dem Canal Grande kommen wir zum Mercato di Rialto mit der Pescheria, dem riesigen Fischmarkt.

Der Fischmarkt an der Rialto-Brücke ist der größte in Venedig, manch einer sagt, ein wenig sei er auch das Herz, oder sollte man besser sagen, der Bauch dieser Stadt. Seit dem 9. Jahrhundert wird hier am Rialto, dem rivo alto, am hohen Fluss gehandelt, und von hier aus begann sich die Stadt in der Lagune zu besiedeln.

Am südlichen Eingang der antiken Markthalle komme ich an einem mannshohes Plakat vorbei. Il Veneto di Ernest Hemingway. In 90 Fotografie. Das Venetien von Ernest Hemingway. Eine Ausstellung in 90 Fotographien.

Die Ausstellung im Palazzo Loredan im Campo Santo Stefano legt Zeugnis davon ab, wie sehr Ernest Hemingway dieses Veneto liebte, und wie sehr das Veneto diesen Ernest Hemingway verehrt. Auch heute noch.

Das Foto des Ausstellungsposters zeigt

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Ernest Hemingway schreibt Caorle unsterblich

gefunden in Caorle, im August 2011. Photo by W. Stock

Caorle, Ende August 2011

Irgendwie scheint der Mann noch da zu sein. An der Piazza, im Restaurant, in dem er  gesessen hat, weist ein reifengroßes Schild daraufhin und im Hafen liegt ein Motorboot, das seinen Spuren folgt. Im Fremdenverkehrsbüro hängt ein riesiges Pappposter, das ihn und seinen Freund Nanuk Franchetti bei einem Jagdausflug in der Lagune von Caorle zeigt.

Caorle, 60 Kilometer östlich von Venedig, ein pittoreskes Fleckchen Erde mit vielen bunten Häusern, hält die Erinnerung an diesen Ernest Hemingway lebendig. Ein billiger Werbetrick mit einer Person, die sich nicht mehr wehren kann, weil sie schon seit über 50 Jahren tot ist?

Nein, nein, die Sache liegt hier anders. Hemingway kannte Caorle, und er mag den Ort. Der Amerikaner gerät ins Schwärmen über diese Landschaft am Meer, er ist betört von ihrer Vegetation, von ihrem Duft. Diese Gegend hier bedeutete ihm sehr viel, mehr als er je irgendwem sagen würde und konnte.

Hemingway mag

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