Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 36 von 38

Eroski Center

gefunden auf Mallorca, im April 2011; Photo by W. Stock

Eroski Center? Rotes Licht in Russland?

Nein, nein, ganz daneben. Eine große Lebensmittelkette auf Mallorca.

Loading

Johnny Carson, der Sandmann Amerikas

Die Show kam in den Anfangsjahren aus New York, später aus Burbank in Kalifornien. Oft bin ich mit ihr ins Bett gegangen. Im Amerika der 80er Jahre setzte Johnny Carson den Schlusspunkt des Tages.

The Tonight Show with Johnny Carson auf NBC. Das war das Vorbild und Muster aller Late-Night-Shows. Unerreicht. Keiner verstand diese schwierige Form der Unterhaltung wie er. Liebenswürdig, umgänglich, beschwingt und auch ein wenig lausbübisch.

Alles sah so leicht und locker aus, war jedoch Kärrnerarbeit. Wenn man eine solche Show macht, vor Millionen Zuschauern, über Jahrzehnte, dann muss man schon der beste sein: Schlagfertig, jede Pointe muss sitzen, man muss informiert sein – und das alles live und ohne doppelten Boden.

Carsons Show lief immer gleich ab. Johnny tritt aus dem langen Vorgang hervor, ausgerufen von seinem Sancho Pansa, dem bulligen Ed McMahon. Der rief zuvor Heeeeeeere’s Johnny. Danach ein stand-up Monolog von einigen Minuten, manche Pointe ließ Carson mit der Handbewegung eines Golfschlags auslaufen.

Die musikalische Dramaturgie oblag der Band von Doc Severinsen. Diese ganz famose Big Band mit superben Solisten spielte Johnny’s Theme, ein melodiöses up-tempo-Stück. Es war das Neu-Arrangement einer Komposition von Paul Anka, die im Ursprung Toot Sweet hieß.

Seine erste Sendung hatte Johnny Carson am 1. Oktober 1962, seine letzte Tonight Show am 21. Mai 1992. Dazwischen lagen fast 5.000 Tonight Shows mit 23.000 Gästen in 30 Jahren. Das reicht zur Legende, zur nationalen Institution.

Loading

Saufen bei Jesus

gefunden auf Mallorca, im April 2011; Photo by W. Stock

Bei Jesus. Bitte eintreten! Neben dem Plakat direkt zwei Bierchen. Und Sangría bis zum Abwinken.

Das ist nur im Spanischen möglich. Dort ist der Vorname Jesús gang und gäbe. In Deutschland meines Wissens verboten.

Also denn: eine Kneipe, die Bei Jesús heißt. Prost!

Loading

Monsieur Eiffel kommt in den Amazonasurwald

Photo by Norbert Böer

Iquitos, im Dezember 1985

In Iquitos, inmitten der peruanischen Tropen, gilt die Casa de Hierro nicht als spektakuläres Bauwerk. Das Haus aus Eisen steht einfach da, so wie es die letzten hundert Jahre immer da stand. Das zweigeschossige, abgeflachte Bauwerk findet man an der südöstlichen Ecke der Plaza de Armas und ist nur einen Häuserblock vom wuchtigen Amazonasfluss entfernt.

Im Erdgeschoss residiert ein kleines Reisebüro, das Ausflüge in den Amazonasurwald anbietet. Eine Etage darüber befindet sich eine Wohnung. Alles ganz normal soweit, doch die Geschichte des Eisenhauses ist spektakulär.

Denn dieses Eisenhaus wurde von keinem geringeren als dem Franzosen Gustave Eiffel gefertigt. Der Ingenieur Eiffel erlangte bekanntlich Weltruhm als Vater des Eiffelturms, des sich gen Himmel reckenden Wahrzeichens von Paris.

Eiffels Eisenhaus ist einzig aus

Loading

Der wirklich große John Kenneth Galbraith

Düsseldorf, den 21. Mai 1992; Photo by Hasso von Bülow

Ein Riese. Ein ganz Großer. Körperlich groß, sicherlich zwei Meter, und ein ganz Großer der Wirtschaftswissenschaften sowieso. John Kenneth Galbraith und seine Frau steigen aus der Limousine, die das Paar aus Hamburg bringt, und er begrüßt mich freundlich.

Galbraith ist einer der meinungsbildenden Vordenker der klassischen Volkswirtschaftslehre. Und zudem einer, der oft und gerne gegen den Strich bürstet. Unter den großen Volkswirten sticht er durch eine gehörige Portion Eigensinn hervor.

Den Begriff Marktwirtschaft beispielsweise hielt er für eine arglistige Verbrämung der Bezeichnung Kapitalismus, als dieser in den 50er Jahren zum Unwort mutierte. John Kenneth Galbraith gefiel sich in seiner Rolle als Querdenker der Nationalökonomie. Galbraith plädierte für Preiskontrollen, für Staatsinterventionismus, für Rationierung und ähnliche obskure Instrumente aus der Mottenkiste der Linken.

Im akademischen Wettstreit des letzten Jahrhunderts waren die Fronten damit klar abgesteckt. In der orangen Mannschaft spielten

Loading

Wohnt hier ein Trottel?

gefunden in Port d'Alcúdia/Mallorca, im April 2011; Photo by W. Stock

Wer wohnt denn in dieser Strasse? Carrer del Dofí. Gefunden auf Mallorca, direkt am Meer. Die Strasse des Trottels?

Weitgefehlt. Dem katalanischen Wort Dofí nähert man sich, wenn man es französisch nasaliert, und dann zum dauphin gelangt.

Am Ende wird aus dem Dummkopf ein Tier. Die Strasse des Delphins.

Loading

Don Alfredo, der deutsche Diktator

Asunción/Paraguay, im Januar 1988,  Photo by W. Stock

El Excelentisimo, der General des Heeres, der Oberkommandierende der Streitkräfte, der Oberste Richter des Landes, der Führer des Partido Colorado und der Präsident auf Lebenszeit, Don Alfredo Stroessner, sieht sich als Friedensengel. In Frieden leben, in Frieden arbeiten, verheißen seine Plakate und Parolen, die straff über Strassen und Plätze gezogen sind.

Doch der Friede des General Stroessner gleicht einer Friedhofsruhe. Das ganze Land gleicht dem. Schon seit 1954 schon regiert der Sohn einer paraguayischen Mutter und eines eingewanderten Brauerei-Buchhalters aus dem fränkischen Hof das Land mit eiserner Faust. Fragt man unabhängige Beobachter über den General, immerhin Jahrgang 1912, so kriegt man über ihn höchst unterschiedliche Einschätzungen zu hören.

Für die einen ist er ein

Loading

Karl Marx blickt herab auf die Welt

London, im Sommer 1976

Wo liegt Karl Marx, frage ich den Friedhofswärter, der gerade am Eingang mit einem Rechen Laub fegt. Go ahead, deutet er gelangweilt nach Osten in die Ecke nahe dem Waldstück.

Man muss schon eine gute Stunde aus dem Zentrum herausfahren, um zum Highgate Cemetery zu gelangen. Hier im Norden der englischen Hauptstadt liegt der Trierer Karl Marx und findet – wie man so sagt – seine letzte Ruhe.

Das Grabmal besteht aus einer überdimensionalen dunklen Büste, die auf einem hohen und hellen Granitblock steht. Auf dem Grabblock liest man die Inschrift Workers of all lands, unite. Darunter auf einer Marmorplatte seinen Namen, den seiner Frau Jenny von Westphalen und seiner Kinder. Und dann in güldnen Versalien: The Philosophers have only interpreted the world in various ways, the point however is to change it.

Solches aus dem Spruchbeutel des Philosophen hat einen Jugendlichen damals natürlich mächtig impressioniert. An der schwarzen Mosel bin ich zur Schule gegangen und unser streng katholisches Gymnasium war nach dem anderen großen Denken von der Mosel benannt. Nicolaus von Cusanus.

Ich war damals natürlich

Loading

Na dann…

When too perfect, lieber Gott böse.

Nam June Paik (1932 – 2006)

Musiker, Künstler und Meister der Videokunst

Loading

War Ernest Hemingway der Mörder?

Eine Leiche wird gefunden. Eine vierzig Jahre alte Leiche. Umgebracht irgendwann um 1958 bis 1960. Auf Finca Vigía, dem Anwesen Ernest Hemingways auf Kuba. War etwa Hemingway selbst der Mörder?

Das ist der Plot von Adiós Hemingway, zu deutsch erschienen im Schweizer Unionsverlag. Ein Krimi aus der Feder des kubanischen Erzählers Leonardo Padura.

Na, ein üblicher Kriminalroman zunächst, denn die Aufklärung der Causa zeigt sich frei von Überraschungen, aber nicht unspannend. Mehr als ein Kriminalfall jedenfalls beschreibt Adiós Hemingway das Psychogramm des alternden Schriftstellers. Und so schildert Padura einen Hemingway, den die Krätze juckt, die Blase plagt und dem das Hirn entffleucht.

Padura fängt diese Atmosphäre des persönlichen Niedergangs des Siegertypen eindrucksvoll ein. Fast im Duktus des Meisters himself. Sinngemäß: Früher, da hatte er einen Sack voller Ideen und Stories. Früher. Aber heute, da musste er feststellen: Dieser Sack war leer.

Stattdessen gibt es einen Sack mit

Loading

Seite 36 von 38

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén