Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 27 von 38

Der meistgedruckte Name aller Zeiten: Paul Julius Reuter

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Rein zufällig schielt der bärtige Pionier auf das kleine rote Telefonhäuschen. So sind sie, die Engländer, wenn schon Huldigung, dann bitte mit solch feiner Ironie.

Denn als Alexander Graham Bell 1876 das Telefon erfand, da kam sein Geschäftsmodell etwas ins Straucheln. Und trotzdem gibt es die Firma dieses Mannes aus weißem Granit noch heute. Es ist ein Weltunternehmen, von tadellosem Ruf und mit hoher Innovationskraft.

Und ihr Gründer, ein Deutscher aus dem Hessischen, steht nun hier, in Stein gemeißelt, Mitten im Herzen Londons, nahe der Bank of England. Auf dem idyllischen Platz am Hinterausgang des Royal Exchange Building, haben die Londoner dem Paul Julius Reuter ein drei Meter hohes Denkmal aus weißem Granitstein errichtet.

Paul Julius Reuter – steht da auf Englisch geschrieben – geboren 1816 in Kassel, Germany, gestorben 1899 in Nizza, Frankreich, gründete die Weltnachrichtenagentur, die seinen Namen trägt, in dem No. 1 Royal Exchange Building in der City of London, neben diesem Platz am 14. Oktober 1851.

Reuters einziger Gehilfe beim Start blieb damals ein 12-jähriger Laufbursche namen John Griffith. Eineinhalb Jahrzehnte später war Griffith der erste Geschäftsführer der nun weltweit erfolgreichen Telegraphengesellschaft.

Reuter erkannte, dass es

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Teddy Stauffer und Billy Toffel haben den Swing

Der Jazz jener Jahre war mehr als eine Musik, er war eine Lebenseinstellung, er war Persönlichkeitsbildung. Nach den schrecklichen Grabenkämpfen des Ersten Weltkriegs, der bigotten Herrschaft der Kaiser und Könige und in der kargen Zeit der Weimarer Republik dürstete den Menschen nach Lockerheit und Weltläufigkeit. Aus den USA kam der Swing, lebensfroh, vital, ausgelassen.

Sicher, die Diktaturen und Spanien, Italien und Deutschland mochten diese Art der Musik nicht. Sie war ihnen zu lebensbejahend und auch zu subversiv. Doch den Schweizer Teddy Stauffer ließ man lange machen. Teddy und seine Original Teddies jedoch waren kein lauwarmes Derivat amerikanischer Synkopen, sondern eine Band, die dem bewunderten Original aus Übersee nacheiferte und auch nur wenig nachstand. Wir hatten damals den Swing, sagte mir Teddy Stauffer stolz im Gespräch.

Aus den USA ließ man sich neuesten Notenblätter kommen und spielte die Originalarrangements dann als eine der ersten Bands in Kontinentaleuropa. Kein Wunder, dass die Band sehr amerikanisch klang. Besonders überzeugten Teddy Stauffer und seine Teddies durch

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Die drei Baustellen des FC Bayern München

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Nach dem Spiel brannte ein hübsches Feuerwerk der Freude ab. Im letzten Heimspiel des Jahres 2011 schlägt der FC Bayern München am Freitagabend die Elf aus Köln mit 3 zu 0. Und das mit nur zehn Mann, denn der feurige Franck Ribéry war Mitte der ersten Halbzeit gelb-rot vom Platz geflogen.

Doch ohne ihren Star aus Frankreich drehten die Münchner erst recht auf. Die Domstädter waren bis dahin eine disziplinierte Truppe, danach jedoch verloren sie so ziemlich die Ordnung und zeigten sich als sympathische Chaoten, die den Roten aus München in keinster Weise das Wasser reichen konnten.

Es war arg zugig in der Allianz Arena, denn das Orkantief Joachim pfiff seine Windböen durch das Oval. Doch das Spiel der Roten gegen die REWE-Kicker konnte erwärmen. So blieb es ein Genuß, die genialen Pässe eines Toni Kroos zu sehen.

Nun, die halbe Strecke der Saison ist zurück gelegt, der FC Bayern ist Herbstmeister. Es scheint fast so wie immer. Die spannende Frage mit Blick ins Jahr 2012 bleibt: Wie geht es weiter?

Die freien Tage über Weihnachten und Neujahr sollten zum Nachdenken anregen. Denn der Klub, will er sich zukunftsfest machen, steht trotz des sicheren Etappensiegs vor einigen grundsätzlichen Entscheidungen. Hier die Baustellen:

1. Der Kader ist zu

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…und wie wir wieder reich werden

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Als erstes müssen wir aufhören, auf Pump zu leben. Ausgeglichene Haushalte müssen sowohl beim Bund, in den Ländern und den Gemeinden die Regel werden. Und – als Zeichen guten Willens – sollte endlich auch getilgt werden.

Im Bundeshaus gilt es, eine Lücke von 26 Milliarden Euro zu schließen. Bei einem Ausgabenvolumen von 306 Milliarden Euro dürfte dies machbar sein. Die Ausgaben des Bundes sind in keinem Jahr gesunken, sondern immer gestiegen. Ein Sparwille war bisher nicht auszumachen. Sich auf höhere Einnahmen zu verlassen oder diese zu fordern, ist fahrlässig. Spätestens beim nächsten Konjunkturabschwung bricht diese Strategie in sich zusammen.

Für den Bund gilt, was auch für ein Unternehmen gilt, Haushalte werden über Kosten gesteuert. Alles andere wäre kaufmännisch riskant. Zusätzliche Einnahmen bleiben willkommen und dienen dann der Tilgung.

Was makroökonomisch richtig ist, das trifft auch für den

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Wie wir arm wurden…

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Im nächsten Jahr macht Deutschland mehr Schulden als in diesem Jahr. Wie diese Schulden zurück gezahlt werden sollen, weiß keiner. Ein wenig komme ich mir vor wie auf einer Hochzeit. Einer hat die Musik bestellt, aber keiner will danach zahlen.

So langsam dämmert’s den Leuten. Unser Wohlstand ist auf Pump. Seit Jahren verschlingen unsere Wohlfühlstaaten mehr als sie einnehmen. Die Schulden steigen. Trendwende nicht in Sicht.

Deutschland muss sich von einer Illusion verabschieden. Von dem Glauben, dass der Wohlstand automatisch immer weiter steigt. Und plötzlich ziehen Wolken auf: prekäre Arbeitsverhältnisse, verdichtete Arbeit, sinkende Reallöhne. Da schüttelt sich Deutschland: der Wohlstand wächst nicht mehr, sondern er nimmt ab.

Die Mittelschicht gerät unter Druck und wird von Abstiegsängsten geplagt. Viele verstehen nicht, was da vor sich geht, und reagieren mit Angst, Auflehnung und Resignation. Der Normalbürger agiert verunsichert und defensiv. Statuserhalt ist seine Devise, ja nicht sozial abrutschen. Die Mittelschicht verfolgt ihren kleinen Traum vom Wohlstand: ein kleines Häuschen, eine gute Ausbildung für die Kinder, einmal im Jahr ans Meer. Der Mittelschichtler liebt Sicherheit und Harmonie.

Doch Sicherheit und Harmonie kann

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Max und Louis

Das vergißt man ja schnell. Welch erstklassige Jazzer Deutschland besaß! Den Max Greger zum Beispiel.

Der hatte – oder hat immer noch – eine verdammt gute Big Band. Die war in meiner Jugend das Hausorchester des ZDF und der musikalische Anker der großen Shows am Donnerstag- oder Samstagabend.

Und Max Greger hat einmal mit Louis Armstrong zusammen gespielt. Das ist die Erhebung in den musikalischen Ritterstand. Mehr geht im Jazz ja eigentlich nicht. Und das kann dem Max auch keiner nehmen.

Bei der Aufnahme mit Satchmo hört man, wie gut der Mann aus München-Giesing swingen konnte. Eigentlich hätte Max Greger ein deutscher Woody Herman werden können. Doch zu oft

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B. Traven, der Mann mit den vielen Namen

B. Traven nutzt im Laufe seines Lebens nicht weniger als 27 verschiedene Namen, seinen richtigen ab nie. Und er legt falsche Fährten und raffinierte Finten, um seine wahre Identität zu verschleiern.

Der Autor von 13 Romanen schirmt sich in Mexiko vor der Neugier der Journalisten ab, er ist scheuer und misstrauischer alter Mann. Die Biografie eines kreativen Menschen ist ganz und gar unwichtig. Meine persönliche Geschichte ist allein meine Angelegenheit und ich will sie für mich behalten.

Er sei der uneheliche Sohn des deutschen Industriellen Emil Rathenau, lässt er streuen. Sein Bruder sei der Außenminister Walther Rathenau in der Weimarer Republik, bindet er seinem Freund, dem mexikanischen Kameramann und Regisseur Gabriel Figueroa – einen veritablen Bären auf.

Und einem jeden erzählt Traven eine andere Räuberpistole. Aber nicht nur Traven selbst, sondern auch Literaturforscher und Reporter stricken an den unzähligen Legenden.

Da ist er ein

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Der kränkelnde Tabellenführer

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Gestern Nachmittag in der Allianz Arena zum Spitzenspiel des FC Bayern München gegen Werder Bremen. Der Dritte gegen den Vierten. Bayern gewinnt 4 zu 1.

Da die beiden Führenden Dortmund und Mönchengladbach unentschieden spielen, schieben sich die Münchener wieder auf den ersten Tabellenplatz. Also alles wieder gut?

Mitnichten. Das peinliche Desaster in Mainz, ebenso die Niederlagen gegen Mönchengladbach, Hannover und Dortmund zeigen, dass von einer Überlegenheit des FCB in dieser Saison nicht wirklich gesprochen werden kann. Vier Niederlagen in 15 Spielen, das ist – trotz Tabellenführung – nicht souverän.

Woran liegt’s? Zum einen wird

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Der Himmel auf Erden

gefunden am Flughafen München, im November 2011; Photo by W. Stock

Wenn man das heimatliche Rheinland hinter sich lässt, so geht man in der Stimmung, vielleicht nicht die schönste aller Städte hinter sich zu lassen, aber zumindest doch einen ganz prächtigen Menschenschlag. An dieser Einschätzung ändert sich auch nach zwei Jahrzehnten nichts.

In Bayern erträgt man kalte Winter und trockene Sommer. Die Menschen sind – prima vista – grantiger und harscher. In einer gewöhnungsbedürftigen Mischung aus Freisinn, Subversivität und Humor tritt man dem Fremden entgegen. Doch mit den Jahren ahnt man. dass sich hinter der Fassade des Grantelns eine sperrige Ausprägung der Zuneigung verstecken könnte.

Eigentlich ist der Bayer ein ziemlich unkomplizierter Typus Mensch. Er definiert sich aus seiner Umgebung. Ein Naturbursche, der mit der Natur in Einklang lebt. Heaven on Earth. Das ist der Himmel auf Erden. Bayern.

Dem Bayern fehlt die

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Das Land, das mit Hemingway zahlt

Der alte Mann und das Meer. EL VIEJO Y EL MAR – PREMIO NOBEL 1952 – 1982 steht auf dieser Silbermünze, die Bezug nimmt auf das Erscheinungsjahr des Romans 1952. Den Literatur-Nobelpreises verlieh man ihm dafür zwei Jahre später. Ernest Hemingway liest man am Fuß der Münze, man hätte genau so gut auch El Nuestro Querido Ernesto schreiben können.

Ernest Hemingway wird auf Kuba so verehrt, dass die kommunistische Regierung diesem Gringo 1982 gar eine Serie von drei Münzen gewidmet hat. Neben einem Portrait des amerikanischen Autors und einer Münze, auf der sein Motorboot Pilar zu sehen ist, zeigt die schönste 5-Peso-Münze ein Motiv aus dem Roman Der alte Mann und das Meer.

Don Ernesto hatte Der alte Mann und das Meer 1951 in seiner Finca Vigía nahe Havanna geschrieben und da der Roman von

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