Reisen & Begegnungen

Autor: Wolfgang Stock Seite 25 von 38

Alfonso Barrantes verschenkt ein Glas Milch

Lima, im Januar 1986; Photo by Norbert Böer

Im Rathaus zu Lima empfängt uns, Anfang Januar 1986, der Bürgermeister der peruanischen Metropole. Doch der barocke, angestaubte Pomp des Rathauses, durch das noch ein Hauch spanischer Großmannssucht weht, mag zu diesem Oberbürgermeister irgendwie nicht so recht passen.

Obwohl er der marxistischen Linkspartei angehört, ist Alfonso Barrantes ein Pragmatiker, dem die kruden Ideen und das üblichen Revoluzzer-Pathos so ganz abgehen. Im Gegenteil, sein Name ist verbunden mit einem menschenfreundlichen Lebenswerk: Er war und ist der Vater des Vaso de leche.

Alfonso Barrantes hat dafür gesorgt, dass jedes

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Die Löhn Methode macht weniger Stress

Ich hebe sie sorgsam auf wie einen Schatz. Obwohl ich sonst auf Papiere wenig gebe und less paper, more pepper predige. Doch meine Urkunde vom Löhn Grundkurs ist mir wichtig. Zumal sie vom Meister himself unterschrieben wurde, Professor Johann Löhn.

Ich habe selten etwas besseres gesehen und erlebt als diese Methode der Selbstorganisation. Zumal dieser Methode nicht das Dogma anhaftet, das andere Methoden wie eine Monstranz vor sich hertragen. Diese Löhn Methode ist eine einfache und doch geniale Verdichtung von Zielen, Projekten und Aktivitäten.

Seit fast einem Vierteljahrhundert organisiere ich mich mit Löhn, und es hat mir ein paar graue Haare erspart und ein paar Lorbeeren mehr beschert. Man muss ein wenig Disziplin aufbringen und trägt ein kleines schwarzes Planbuch mit sich. Da steht dann alles drin, was man nicht im Hirn haben muss.

Und zu Hause stehen zwei, drei Ordner. Unter deren Mithilfe kann ich in weniger als 20 Sekunden herausfinden, mit wem ich, sagen wir mal, am

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Der Politthriller, in dem ich mitspiele

Die Mauer steht am Rhein, das inzwischen sowohl als Hardcover als auch als Taschenbuch erschien, ist ein nettes Buch. Oder genauer: Zumindest die Grundidee des Buches – Untertitel Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus – besitzt Charme. Hier wird nämlich die Geschichte von DDR und BRD als spiegelverkehrtes Gedankenspiel nachvollzogen.

Nicht der kapitalistische Westen hat Ende der 80er Jahre den Kampf der Systeme gewonnen, nein, umgekehrt. Die kommunistische DDR hat obsiegt, die alte kapitalistische Bundesrepublik siecht dahin, Erich Honecker wird der neue Chef vom wiedervereinigten Deutschland und der Alltag findet unter kommunistischen Vorzeichen statt.

Ein paar Aufrichtige wandern aus in die Schweiz, nach Zürich, wo eine Exil-Regierung gebildet wird. Diejenigen, die da bleiben, passen sich an, wenden sich schneller, als ein Trabi seine Runden zieht. Also, nette Idee, und zudem eine gute Gelegenheit, dem einen oder anderen eine Kopfnuss zu verpassen, zum Beispiel den Opportunisten von Erichs Gnaden.

Autor dieses Politthrillers ist der

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Louis Armstrong befriedet Amerika mit „What a wonderful World“

What a wonderful world, Louis Armstrongs Hit aus dem Jahr 1967, wird noch heute rauf und runter gespielt. Zurecht, denn diese Hymne an die Schönheit des Lebens wirkt selbst nach fast einem halben Jahrhundert alterslos.

Auf manche Ohren mag dieser Popsong kitschig wirken, in der rechten Stimmung jedoch, entfaltet er mit seiner einfachen Botschaft eine reizvolle Poesie. Am besten gefällt mir die Version, in der Armstrongs rauchiger Bariton von dem hellen Sopransaxophon des Kenny G. untermalt wird.

Der Song, von George David Weiss und Bob Thiele komponiert, muss auch aus der damaligen Zeit heraus verstanden werden. Mitte der 60er Jahre ist dieses What a wonderful World das Kontrastprogramm zu all den schlechten Nachrichten: der bärtige Fidel Castro ärgert

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Der Fall Europas

Eine Neuerscheinung, die einem den Atem stocken lässt. After the Fall. The End of the European Dream and the Decline of a Continent. Der amerikanische Historiker Walter Laqueur hat dieses Buch vor kurzem geschrieben und es ist die beste Analyse zu unseren Problemen weit und breit.

Laqueur, ehemaliger Professor an der Georgetown University in Washington, überzeugt durch seinen messerscharfen Blick auf den alten Kontinent. Dieses Europa sei zu bequem geworden, habe seine Werte verloren, Schurken wie Gaddafi gewähren lassen, habe sich vom leichten Wohlstand einlullen lassen und sich nicht zukunftsfit gemacht.

Die Wahrheiten, die Laqueur ausspricht, sind unangenehm. Der Historiker liebt eine klare Sprache. Europa sei an sich selbst gescheitert: keine politische Integration, alternde Gesellschaften, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, eine falsche Einwanderungspolitik.

Walter Laqueur, 1921 in Breslau geboren, und als Jugendlicher kurz vor dem Krieg mit Familie vor den Nazis geflohen, zeichnet als Historiker die großen Linien. Die drei Jahrzehnte nach dem Krieg dienten der moralischen Vision von Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Nach diesen sozialdemokratischen Jahren ging es abwärts. Werte wurden

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Exzellenz an Stanford

Stanford University, Juli 2005; Photo by W. Stock

Mit die besten Tage meines Lebens? Zwei Wochen an der Stanford University in Kalifornien.

Dort habe ich einen Sommerkurs belegt, eine Fortbildung für Manager im Medienbereich. Den Stanford Professional Publishing Course.

Was ich in Stanford gesehen, gehört und erlebt habe, das hat alles in den Schatten gestellt, was ich von europäischen Unis kenne. In Deutschland habe ich schon keine schlechte Universität absolvieren dürfen. Die RWTH Aachen liegt in der Rangliste der Exzellenz ziemlich oben in den Top Ten hierzulande.

Deutsche Universitäten sind gut. Seien wir genauer. Manche sind gut, viele sind guter Durchschnitt. Besonders in der Breite. Kein Ausreißer nach oben, keiner nach unten. In  Deutschland ist von linker Seite tragischerweise immer ein Konflikt zwischen Spitzen- und Breitenbildung konstruiert worden. Künstlich geschaffen, wegen des Dogmas. Denn einen solchen Widerspruch gibt es nicht.

Die Eliteunis gefährden eine gute Breitenbildung nicht, im Gegenteil, sie sind eine

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Anglizismen sind cool!

gefunden auf der Buchmesse, Frankfurt am Main im Oktober 2010; Photo by W. Stock

Anglizismus. Kein Wort bringt einen Deutschtümler so schnell auf die Palme wie dieses. Sprachpuristen und Kulturpessimisten klagen in den Talkshows und den Zeitungen ihr Leid: Die deutsche Sprache verkomme, sie falle unter die Räuber, das Deutsch werde verunstaltet, unsere Sprache werde von vielen Seiten mürbe gemacht.

Hässliche Anglizismen mogeln sich in unser Deutsch, dieser respektlose Jugendspeak obendrein, dazu simple Comic-Sprache, die SMS-Codes und weiß er Teufel noch was. All dies verhunze unsere saubere deutsche Sprache.

Vom Standpunkt eines Schiller/Goethe-Deutsch mag das bisweilen so aussehen. Aber wer redet schon so, wie Thomas Mann geschrieben hat? Und: Ist das Deutsch eines Heinrich Böll auch das Deutsch unseres Alltags von heute?

Tatsache bleibt, dass sich die deutsche Sprache mehr und mehr differenziert. Dies ist nicht weiter schlimm, denn solches ist ein Zeichen für Kraft und Lebendigkeit. Nur wer tot ist, verändert sich nicht.

Denn eine Sprache entfaltet und verändert sich im Alltagsgebrauch. Dazu kommt die sprachliche Globalisierung. Durch sie öffnet sich die deutsche Sprache anderen Sprachen. Welche Anglizismen sich dann

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José José, Mexikos Schnulzenkönig, fällt vom Thron

Ende der 1980er Jahre in Mexico City schleppte mich eine hübsche Mexikanerin, in die ich mich ein wenig verguckt hatte, zu einem Popkonzert. Es war ein Dinner-Konzert in einem alten Theatergebäude nahe der Avenida General Prim und der Calle Versalles. Ein bekannter mexikanischer Pop-Sänger mit süßlichem Flair war angesagt.

Wir saßen oben auf Mezzanin an einem kleinen Tisch, erhielten ein einfaches Drei-Gänge-Menue serviert, während unter auf der großen Bühne die Show ablief. José José, so der Name des Sängers, war zu jener Zeit ein Star in seinem Lande, er saß unangefochten auf Mexikos Schnulzenthron. El Príncipe de la Canción, er sei der Prinz des Schlagerliedes, so umgab ihn die Fama, weil er wie kein anderer musikalischer Kitscheur jener Jahre solch Herzzerreißendes von Liebeslust und Liebesschmerz mit samtiger Stimme zu schmettern vermochte.

Ich kannte José José und einige seiner Lieder von meinen früheren Mexiko-Aufenthalten. Meinem Ohr blieb dieser Sänger nicht unangenehm. Hier sang zwar das Idol der mexikanischen Girlie-Generation, doch das Pathos bewegte sich in erträglichem Rahmen. José José besaß eine sonore, sehr seidige Stimme, die er bei seinen Balladen immer in dramatische Höhen zu hieven vermochte.

Zudem hatte dieser samtige Bariton immer ein gutes Orchester mit einem vollen Sound hinter sich. Man merkt an seiner Phrasierung, dass dieser Sänger zu Anfang seiner Laufbahn Jazz gesungen hat, so wie in Mexiko zahlreiche Sänger und Orchesterleiter vom Jazz herkommen. In seiner Heimat spielt José José eine ähnlich tragende Rolle wie in den USA Johnny Mathis, sein großes Vorbild.

Doch was ich an jenem Abend auf der Bühne in Mexiko Stadt sah, glich einem musikalischen und menschlichen Tiefpunkt. Der große José José schien

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Bezahlt wird nicht in der DDR

Ost-Berlin, den 18. Juni 1982

Der Ruf dieses Theaters hallt wie Donner. Das Theater am Schiffbauerdamm. Ost-Berlin. Das Berliner Ensemble. Das Haus von Bertolt Brecht. Wir schreiben das Jahr 1982.

Die Wiedervereinigung liegt noch in weiter Ferne. Noch regiert hier die SED, in einem Staat, der sich DDR nennt und sich für das bessere Deutschland hält, obwohl er an den Grenzen die Menschen tot schießt wie Karnickel.

Doch man hält die Fahne der Kultur hoch. Der richtigen Kultur. Ein Hauch der Literaturgeschichte weht durch den klassizistischen Bau, man wähnt sich nahe an der klassischen Moderne, hier wirkte Bert Brecht, der Augsburger, und viele reden sich ein, hier sei er noch immer.

Doch heute Abend wird nicht Brechts episches Theater gegeben, sondern Dario Fo: Bezahlt wird nicht! Für 2,05 Ost-Markt. Das Theater kommt adrett renoviert daher und strahlt im Glanze, wie sonst eigentlich in diesem Land wenig strahlt und glänzt.

Dario Fo, das ist eine italienischer Theater-Anarchist, kein Mann für zarte Zwischentöne, sondern für’s Grobe. Eigentlich keine

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Der Tian’anmen-Platz ist rot

Peking, im November 2011; Photo by W. Stock

Nur 10 Minuten von unserem Hotel entfernt liegt der Tian’anmen-Platz. Wenn man auf dem Platz des Himmlischen Friedens promeniert, dann vermag man einiges über China erspüren.

Dieses Land ist so groß und so riesig wie auch dieser Platz, der wohl größte der Welt in einer Metropole. Erst mit mehr als einer Million Menschen ist dieser Platz voll gefüllt. Und über dem gewaltigen Platz ruht der gütige Blick des großen Vorsitzenden Mao Zedongs. Wir befinden uns im Herzen Chinas.

Dennoch scheint mir dies jedoch kein Ort für’s Wohlgefühl. Irgendwie erdrückt dieser Platz durch sein Ausmaß und seine Imposanz. Diese riesige Fläche, im Norden das Tor des Himmlischen Friedens, dann die Grosse Halle des Volkes und in der Mitte das langgestreckte rötliche Mausoleum mit dem mumifizierten Vorsitzenden Mao. Stalinistische Architektur und kommunistischer Devotionalienkult, ein Ort, merkwürdig, widersprüchlich und wohl auch einschüchternd.

Der Besucher, der Augen und Ohren aufsperrt, merkt schnell, hier befindet er sich an einem heiklen Ort. Viel

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