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Reisen & Begegnungen

War Ernest Hemingway der Mörder?

Eine Leiche wird gefunden. Eine vierzig Jahre alte Leiche. Umgebracht irgendwann um 1958 bis 1960. Auf Finca Vigía, dem Anwesen Ernest Hemingways auf Kuba. War etwa Hemingway selbst der Mörder?

Das ist der Plot von Adiós Hemingway, zu deutsch erschienen im Schweizer Unionsverlag. Ein Krimi aus der Feder des kubanischen Erzählers Leonardo Padura.

Na, ein üblicher Kriminalroman zunächst, denn die Aufklärung der Causa zeigt sich frei von Überraschungen, aber nicht unspannend. Mehr als ein Kriminalfall jedenfalls beschreibt Adiós Hemingway das Psychogramm des alternden Schriftstellers. Und so schildert Padura einen Hemingway, den die Krätze juckt, die Blase plagt und dem das Hirn entffleucht.

Padura fängt diese Atmosphäre des persönlichen Niedergangs des Siegertypen eindrucksvoll ein. Fast im Duktus des Meisters himself. Sinngemäß: Früher, da hatte er einen Sack voller Ideen und Stories. Früher. Aber heute, da musste er feststellen: Dieser Sack war leer.

Stattdessen gibt es einen Sack mit

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Joan Gamper: Schweizer, Gastarbeiter und wohl auch Katalane

Photo by W. Stock

Ein Gastarbeiter in Barcelona. Er war kein Katalane, auch kein Spanier, sondern ein Schweizer. Hans Gamper, katalanisiert als Joan Gamper, Gründungsmitglied und mehrmaliger Präsident der FC Barcelona.

Mit 20 Jahren geht Hans Gamper von Zürich nach Barcelona. Dort arbeitet er für die Crédit Lyonnais, später bei der Sarria Eisenbahngesellschaft als Chefbuchhalter.

Und weil sich die Gastarbeiter aus der Schweiz in ihrer Freizeit ein wenig langweilen, gründen sie als Hobby kurzerhand einen Fußballklub. Wir schreiben das Jahr 1899, und die Schweizer geben dem Verein den Namen Football Club Barcelona, die englische Bezeichnung. Als Farben werden blau-rot gewählt, blaugrana, wie es auf Katalanisch heißt.

1941 wird der Vereinsname ins

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eine wahre Sache

I know now that there is no one thing that is true – it is all true.

Ich weiß nun, es gibt nicht eine Sache, die wahr ist. Sie sind alle wahr.

Ernest Hemingway

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Rio de Janeiro – reich an Musik und Träumen

Rio de Janeiro, im Februar 1991

Ipanema, das ist der snobistische und gekünstelte Strand, eine Hohe Messe der narzistischen Huldigung. Aber Ipanema ist auch das melodiöse Tenorsaxophon eines Stan Getz, der Liebreiz einer Astrud Gilberto und die Poesie eines Antonio Carlos Jobim.

Brasilien ist ein Land, das vor Musikalität nur so sprüht. Wenn die Menschen gehen, meint man, sie tänzeln. Wenn sie reden, so glaubt man, sie sängen. Und wenn sie singen, so denkt man, irgendwo hier sei das Paradies auf Erden zu finden.

Die Musikalität und damit eine Leichtigkeit des Lebens sitzt tief drin in der Seele der Cariocas. Die Samba ist dieser brasilianischer Rhythmus, der dem ganzen Volk innewohnt. Und er passt wunderbar zur leichten Körperlichkeit der Menschen in Rio.

Ohne die einzigartige und auch widersprüchliche Wirklichkeit ist die Samba-Musik nicht zu verstehen. Denn wenn man in Rio de Janeiro ankommt, über die breiten Avenidas am Strand fährt, dann sieht man zunächst einen Zipfel vom Garten Eden.

Ipanema und Leblon teilen sich

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The Beatles, geehrt von Count Basie

Unverschämt! Eine Frechheit! Welch ein Frevel! Ein Unterfangen jedenfalls, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist.

Die Beatles zu covern?! Das nimmt sich wie der Versuch aus, einen Roman im Stile von John Dos Passos zu schreiben.

Denn die Songs der Beatles sind so genial, dass man sie eigentlich nicht verbessern kann. Und überhaupt. Die Lieder der Fab Four wirken so stilbildend, dass man sich mit anderen Arrangements schwer tun würde.

Aber doch: Basie’s Beatle Bag. Elf frühe Kompositionen von John Lennon und Paul McCartney hat der wunderbare Arturo Chico O’Farrill für Count Basie und sein Orchester arrangiert.

Die Count Basie Big Band jener Tage liest sich wie ein Who is who des Jazz: Sonny Cohn, Wallace Davenport an den Trompeten, der Posaunist Al Grey, Tenorsaxophonist Eddie Lockjaw Davis, Freddie Green an der Gitarre. Im Mai 1966 ging es dann los.

Es ging los und vielleicht ging es auch

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Mexiko – Land des Widerspruchs

Schneefall in den TropenAuszug aus Wolfgang Stock Schneefall in den Tropen:

Mexiko City, hier sagt man Mexico D.F., erscheint als Stadt der Superlative und der Widersprüche zugleich: Glitzernde Wolkenkratzer neben verwinkelten Stadthäusern mit pflanzenverwöhnten andalusischen Patios. Bankangestellte in ihren gut geschnittenen, blauen Business-Anzügen, die ihren café cortado in der Zona Rosa einnehmen und die Obdachlosen, die sich vor den Geschäften an der Alameda mit ein paar Pappkartons gegen die Kälte ein Lager für die kommende Nacht einrichten.

Der Paseo de la Reforma, sechsspurig in jede Richtung und über 15 Kilometer lang. Die Avenida de los Insurgentes ist mehr als doppelt so lang. Und irgendwo mittendrin steht Christoph Columbus auf seinem Bronzesockel und atmet als Dank der Nation dicke Schwaden Auspuffgase ein.

Bei genauerem Hinsehen lassen sich in dieser Megastadt vielerlei kulturelle Nischen finden, die sich

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Cusco verteidigt tapfer seine Tradition

Cusco – Plaza de Armas; Grafik by Amaya A./Pintor Peruano

Cusco, im Januar 1986

Es kann kalt werden in Cusco. Selbst in den Sommermonaten von November bis März erreichen die Temperatur nicht mehr als 15 oder 16 Grad. Und die Nächte im Andengebirge können bitterkalt werden. Ein eisiges, dürres Klima.

Denn die alte Hauptstadt der Inkas, liegt hoch. So hoch, dass sich der Europäer an die dünne Luft erst langsam gewöhnen muss. Der Coca-Tee hilft ein wenig gegen den Kopfschmerz und das Fiebergefühl in über 3.400 Metern Höhenluft.

Wer mit dem Frühzug ins nahe Machu Picchu rauf will, der muss eine Pferdenatur mitbringen. In den Eisenbahnabteilen laufen ambulante Händler mit Sauerstoffflaschen auf und ab, um den notleidenden Bleichgesichtern eine oxygene Notration zu verpassen.

Die Altstadt von Cusco hat sich tapfer

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Miles Davis als Maler

Grafik by Miles Davis

Als Musiker kennt ihn jeder. Ein Zeus der Trompete. Der Jahrhundert-Jazzer. Mr. Cool himself.

Doch es gibt noch eine andere Facette im bunten Leben des Miles Davis. In den Krisen der späten Jahre sucht der Trompeter Zuflucht und Trost in der Malerei. Musikalisch war Miles im Herbst seiner Schaffenskraft angelangt.

Er macht ihm Mühe, die Trompete zu spielen. Die Hüfte, die Galle, der Magen, ein Schlaganfall. Und überhaupt. Aber da muss was raus aus ihm.

Seine brach liegende Kreativität überträgt Miles nun auf die Malerei. Vielleicht will er mit dem Malen auch den Drogen entgehen, die ihn zu oft im Griff halten. Die Malerei jedenfalls soll ihn ablenken von Last und Laster.

Als Musiker ist er bestens gebildet, gilt als ein Perfektionist, doch als Maler, da bleibt er Autodidakt. Zunächst malt er skizzenhafte kleine Strichzeichnungen, Musiker, einen Don Quixote, einen Ritter, Josephine Baker. The Kiss, zwei Menschen, die sich küssen und im Herzen vereint sind. Oft malt er sich selbst, leicht verfremdet, aber für Liebhaber seiner Musik immer gut zu erkennen.

Erst später experimentiert er mit kräftigen Farben. Jetzt entspricht die Farbe seiner Bilder dem Ton seiner Trompete: surreale, fragile Striche, unerwartete, schrille Farben, expressionistische Köpfe und Torsi. Nun outet er sich endlich auch als Maler. Seine Bilder signiert er stets mit Miles! – mit Ausrufung.

Manche seiner Bilder finden sich jetzt

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El Cant del Barça – Die Hymne des FC Barcelona

Camp Nou, im März 2011; Photo by W. Stock

Tot el camp es un clam
som la gent Blau Grana
Tan se val d’on venim
Si del sud o del nord
ara estem d’acord, ara estem d’acord
una bandera ens agermana.
Blau Grana al vent
un crit valent
tenim un nom el sap tothom
Barça!, Barça!, Baaaarça!!!!

Jugadors, seguidors
tots units fem força
son molts d’anys plens d’afanys
son molts gols que hem cridat
i s’ha demostrat, i s’ha demostrat
que mai ningú no ens podrà tòrcer
Blau Grana al vent
un crit valent
tenim un nom el sap tothom
Barça!, Barça!, Baaaarça!!!!

Todo el campo, es un clamor,

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Cojímar schenkt Ernest Hemingway ein Jahr, mindestens

Photo by W. Stock

Der Taxifahrer fährt uns die fünfzehn Kilometer aus Havanna heraus, Richtung Osten, wo das Fischerdorf Cojímar liegt. Ein saphirblauer Himmel, das türkishelle Meer und das strahlende Grün der Palmen heißen uns willkommen. Es ist tropisch schwül hier an der karibischen See, und na ja, die Menschen halten ziemlich lange Siesta.

Vor der menschenleeren Hafenpromenade fällt ein sechspfähliges Rondell aus hellem Stein mit einer lebensgroßen Büste ins Auge. Hier sonnt sich Ernest Hemingway.

Auf Betreiben des Schriftstellers Fernando Campoamor und mit Hilfe der Fischerkooperative von Cojímar wurde diese Büste, ein Werk des Bildhauers Boada, 1962 aufgestellt, lautet die Inschrift unter dem glänzenden Bronzestein. Ernest Hemingway, steht da, 1898 – 1961.

Hoppla, 1898, da lassen Cojímars Fischer ihren Don Ernesto allerdings ein Jahr zu früh auf die Welt kommen als in Wirklichkeit. Ein Jahr mehr. Es hätte ihn gefreut.

Des Dichters Blick zur unendlichen See ist durch die Meersalzerosion leicht getrübt. In der Nachbarschaft zum Rondell findet sich ein winziger Park. Ernest-Hemingway-Park, weist eine liebevoll angebrachte Widmung aus. Dem unsterblichen Autor von „Der alte Mann und das Meer“, eingeweiht am 21. Juli 1962, seinem 63. Geburtstag. In dankbarem Andenken. Die Bevölkerung von Cojímar.

An jener berühmtesten Erzählung Hemingways, dieser einfachen und ehrlichen Liebeserklärung an den Fischer und das Meer, ist nun wirklich alles kubanisch. Merkwürdigerweise nur ihr Autor nicht.

Doch für die Fischer von Cojímar ist der bärtige Gringo mit den khakifarbenen Bermudas und den verschwitzten Guayabera-Hemden längst einer der ihren. Und Hemingway hat all die Zuneigung, die er hier erfuhr, zurück gegeben. Er liebt dieses Dorf, die breite Strasse, die zum Meer führt, den kleinen Fischerhafen, die einfachen Leute. Hier ist er weit weg vom Dünkel und dem Hochmut der Intellektuellen, weit weg vom Verdruss und Selbstzweifel der Kollegen, hier in Cojímar herrscht die Bescheidenheit des Alltags, hier ist er weit weg von New York und Paris, die ihm irgendwie fremd geworden sind.

Viele Sequenzen des Spielfilms mit Spencer Tracy sind in Cojímar gedreht worden, erklärt ein alter Mann mit breitkrempigem Sombrero. Fünfundzwanzig Pesos haben sie damals als Komparsen bekommen, eine Menge Geld. Dafür habe Don Ernesto gesorgt. Die grandiosen Angelszenen wurden allerdings im peruanischen Cabo Blanco gedreht. Der Velador-Fisch, wie ihn Hollywood verlangte, ist vor Kubas Küste nicht anzutreffen.

Der ehemalige Statist führt uns zur Playa de Cachón, wo die pittoresken Boote der Marlin-Fischer im feinkörnigen Sand vor sich hindösen. Don Ernesto liebte dieses bescheidene und verschlafene Fischerdorf. Was ihn an Kuba so anzog, zählte er 1949 in der Holiday-Reportage The Great Blue River auf: Die kühle Meeresbrise an schwülen Tagen, die Hahnenkämpfe, die Mauereidechsen in seiner Laube, die achtzehn Mangofruchtarten im Garten, der Sportklub von San Francisco de Paula, wo er stundenlang auf Punchingbälle eindrosch, und natürlich das Angeln.

Und einen besseren Ort zum Fischen als die Küste vor Cojímar, so Ernest Hemingway, habe er auf der ganzen Welt nicht gefunden. Dieses kleine Dorf war seine große Liebe.

Bitte besuchen Sie zum Thema Ernest Hemingway mein neues Blog Hemingways Welt.

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