gefunden in Ronda/Andalusien auf der Olivenfarm LA Organic, im April 2019
gefunden in Ronda/Andalusien auf der Olivenfarm LA Organic, im April 2019
In Umkehrung des Schlegel-Wortes, wonach der Historiker ein rückwärtsgewandter Prophet ist, ist der Zukunftsforscher ein nach vorne blickender Historiker.
Matthias Horx
Aus den deutschen Medienhäusern kommen nur noch schlimme Nachrichten: Die Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften rauschen weiterhin rasant in den Keller. Die BILD, mit über 5 Millionen Auflage einst Westeuropas größte Tageszeitung, geht stramm auf die letzte Million Verkaufte pro Tag zu. DER SPIEGEL und stern, früher meinungsbildend und Millionen-Seller, liegen schon lange unter der siebenstelligen Marke.
In der Medienlandschaft müssen wir uns von einem Attribut definitiv verabschieden: groß. Groß gibt es nicht mehr, groß war gestern. Nur noch eine Handvoll Magazine verkauft mehr als eine Million Exemplare, es sind meist TV-Zeitschriften. Mit dem Verschwinden von groß, verschwindet allerdings auch die Wichtigkeit und Stellenwert. Und weil der traditionelle Journalismus so unter Druck steht, ist ihm auch alle Leichtigkeit abhanden gekommen. Den Artikeln in den Zeitungen und Magazine merkt man oft eine Bitternis und Biestigkeit an, die wohl Ausdruck einer tieferliegenden Hilflosigkeit sind.
Was ist passiert? Das Internat, natürlich. Die Online-Möglichkeiten – schnell, kostengünstig und ohne Gatekeeper – haben Print kräftig durchgerüttelt. Fussballergebnisse kriege ich in Echtzeit, inklusive Live-Tabelle und Analyse, da brauche ich nicht bis zum nächsten Morgen zu warten. Wenn ich wissen will, was in Köln oder Bremen passiert, dann lese ich ein Online-Medium von dort. Online ist ein dem Print weit überlegenes Modell, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Wohin wird das alles führen? Wenn Online auch das traditionelle Verlegen ins Straucheln gebracht hat, so haben sich gleichzeitig neue Möglichkeiten eröffnet. Das neue Groß heißt Klein. In einer Mischung aus Disruption und Segmentierung sind neue Publikationsformen entstanden, die spannend sind. Die unbeweglichen Verlage haben durch Klein neue Konkurrenz bekommen, die Leichtigkeit des Journalismus ist nun woanders zu finden. Bei den Blogs beispielsweise.
Geben Sie mal bei Google München und Blog ein. Und Sie erhalten die bunte Lebendigkeit einer Metropole vor Augen geführt. Dutzende von lokalen Blogs buhlen um die Aufmerksamkeit des Lesers. Der Isarblog beispielsweise schreibt über Gastronomie, Kunst und die Stadtviertel, mit einer Nähe zum Sujet, das den Zeitungen aufgrund von Stellenabbau und Etatkürzungen verloren gegangen ist. Auch Living4Taste schreibt über Genuss und Lifestyle in München, dahinter steht allerdings kein großer Verlag, sondern die Leidenschaft einer Person.
Wer einen guten Blog mit einem scharfen Fokus betreibt, der ist neuer Verleger. Blogs besitzen zwar häufig eine kleine Zielgruppe, die – wenn die Blogs mit Tatkraft und Herzblut gemacht sind – allerdings gedeihlich ausgeschöpft werden kann. Und weil die Leidenschaft der Blogs den traditionellen Verlagen durch Hybris und Krisen meist abhanden gekommen ist, sind gute Blogger unsere neuen Verleger.
Viele Information sind gut. Zu viele Information wirken fatal. Reden wir kurz über das Handwerk des Blattmachens.
Bei einer Cover-Gestaltung muss das Gleichgewicht stimmen. Wen ich den potentiellen Käufer jedoch mit Textzeilen nur so zuballere, dann erkennt dieser am Ende gar nichts mehr.
Ein gutes Cover muss neugierig machen, optisch locken und emotional binden. Es darf aber nicht labern.
Und ganz schlimm: Wenn selbst der Name des Magazins nicht mehr zu lesen ist, dann wird es ganz traurig. Marke unlesbar, Cover chaotisch = Leser vertrieben.
Das neue Buch von Gottfried Heller habe ich regelrecht verschlungen. Denn es ist nicht nur eingängig und verständlich geschrieben, sondern öffnet dem Anleger bei einigen Dingen merklich die Augen. Im ersten Drittel erklärt Heller, warum sich die Deutschen mit Aktien so schwertun, warum es ihnen nicht gelungen ist, Vermögen aufzubauen und welche Tiefschläge (z.B. Euro, Merkel, Trump) uns noch erwarten könnten.
In diesem Zusammenhang gibt es in dem Buch ein sensationelles Kapitel – „Das Märchen von den reichen Deutschen“. Darin beschreibt Heller, dass die Deutschen gar nicht so wohlhabend sind, wie die Politik glauben machen möchte – und welche Gründe diesem unterdurchschnittlichen Reichtum zugrunde liegen. Diese Seiten sollten Pflichtlektüre im Wirtschaftsunterricht sein, man möchte kaum glauben, was da zu lesen ist, doch es stimmt.
Im Herzstück seines Werkes stellt der Münchner Vermögensberater die „Revolution der Geldanlage“ vor. Gemeint sind Indexfonds, englisch als ETFs abgekürzt, die es Anlegern erlauben, auf ganze Aktienklassen, auf Märkte, auf Branchen oder auf Indizes zu setzen. Und dies so unkompliziert und kostengünstig wie bei kaum einer anderen Anlage.
Das letzte Drittel wird dem Anleger wohl am meisten
Als Verlagsgründer Erwin Barth von Wehrenalp seinen ECON-Verlag verkaufen musste, landete dieser dann über einen Umweg schließlich bei Dietrich Oppenberg, dem Verleger der NRZ, der Neuen Ruhr und Rhein Zeitung aus Essen. Der Zeitungsmann Oppenberg übertrug die operative Führung des Düsseldorfer Verlages seinem jungen Assistenten Hero Kind. Der promovierte Jurist hat den Verlag von 1982 bis 1994 geleitet, und er hat es geschafft, ECON zu einem modernen und erfolgreichen Sachbuchverlag zu verändern.
Hero Kind, Jahrgang 1944, sah gute Bücher nicht als austauschbare Massenware, sondern als Markenartikel. Deshalb hat er dem ECON Verlag und seinen Büchern ein frisches, eigenständiges Profil verpasst. Hero Kind trimmte ECON auf Wiedererkennung. Bücher als Markenprodukte, das begann die Branche erst langsam zu erkennen, ihm war das sehr früh klar.
Hero Kind und sein ECON Verlag residierten
Ein alter Hotelschlüssel fällt mir in diesen Tagen in die Hände. Hotel Villa Vera steht darauf, Suite 14. Weiter unten wird verraten, wo sich das Hotel befindet. Acapulco liest man in groß geschwungener Schrift.
Die Villa Vera war vor 50 Jahren – neben dem Las Brisas – die angesagte Hotelanlage in Acapulco. Frank Sinatra, Elizabeth Taylor, Liza Minnelli, John Wayne übernachteten hier. Das besondere am Hotel: Die Suiten verteilten sich wie kleine Villen über die ausgedehnte Anlage, viele der Cabanas besaßen einen eigenen kleinen Swimmingpool.
Im Norden der Anlage fand man einige wunderbar gepflegte Tennisplätze, auch das war damals eher unüblich. Teddy Stauffer’s Raquet Club findet sich als Hinweis auf dem Schlüsselanhänger. Dieser Teddy Stauffer war ein Schweizer Swingmusiker, im Deutschland der 1930er Jahre mit seiner Band Teddies die Nummer 1, vom Publikum gefeiert und von den braunen Machthabern gegängelt. Wegen all den Nazi- und Kriegswirren landete der hochaufgeschossene Schweizer schließlich im mexikanischen Acapulco.
Der sympathische Teddy fand dort im Hotelgewerbe – zunächst als PR-Mann, später als Teilhaber – sein Auskommen und die Villa Vera war fortan seine neue Heimat. Dort
Drei große Trends bestimmen unsere moderne Welt: Globalisierung, Digitalisierung und Segmentierung. Gerade die Digitalisierung unserer Tage zeigt Auswirkungen auf alle Bereiche des Wirtschaftens. Nichts und keiner bleibt verschont. Und manche Bereiche wissen noch gar nicht, wie sehr sich ihr Geschäftsmodell ändern wird, man ahnt es vielleicht.
Nehmen wir das Marketing. Da bleibt kein Stein auf dem anderen. Ins klassische Marketing – in traditionelle Media-Kampagnen – wird fast nichts mehr investiert. Statt dessen pumpen die Unternehmen mehr und mehr ins Performance Marketing hinein. Statt Formatanzeigen in Zeitungen und Zeitschriften geht man mit seinen immer noch fetten Etats mehr und mehr zu Google Adwords. Statt TV-Spots zum Markenaufbau investiert man lieber in Abverkauf, in Affiliate, in Verkaufsmaschinen wie Amazon und Spezial-Shops.
Der Media-Mix ist von vorgestern. Was heute zählt sind
Es ist immer schlimm, wenn ein Mensch stirbt. Am schlimmsten ist es, wenn ein Vorbild stirbt. Ein solches Vorbild war für viele Michael Staehler. Der Betriebswirt vom Jahrgang 1948 hat Jahrzehnte erfolgreich in zahlreichen Verlagshäusern gearbeitet. Bei DuMont Schauberg in Köln, bei Bertelsmann in Gütersloh, dann beim Ärzteverlag wiederum in Köln.
Unsere Wege haben sich Ende der 1980er Jahre gekreuzt. Als Peter Schaper zu Droemer nach München ging, wurde Michael Staehler bei der ECON Verlagsgruppe in Düsseldorf dessen Nachfolger. Als Marketing-Geschäftsführer sorgte er dafür, dass die Bücher von ECON, Claassen oder Marion von Schröder als Event zelebriert wurden. Der damalige Erfolg des ECON-Programms war, ohne die Meriten von Verleger Hero Kind zu schmälern, ganz besonders auch Michael Staehler zu verdanken. Lee Iacocca, Lois Fisher-Ruge, Peter Lauster, Gabriele Krone-Schmalz oder Peter Ustinov – allesamt großartige Autoren mit prächtigen Büchern, viele übersprangen die magische 100.000 Verkaufsmarke locker.
Michael Staehler war ein
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